Kultur
„Dachte mir, Das kann ich besser“
„Ich fange einfach an“, antwortet Monika Krüger auf die Frage, wie sie an ihre Kunstwerke herangehe. Alles Weitere ergebe sich während der Arbeit. Je nach Stimmungslage entstehen dann bunt-fröhliche oder eher dunkle Bilder. Sie möchte, dass jeder Betrachter für sich selbst interpretiert, was die fertigen Bilder darstellen. Daher tragen ihre Werke auch nie Namen.
Inzwischen malt die gebürtige Hamburgerin nur noch abstrakt. Begonnen habe sie Anfang der 2000er Jahre mit maritimen Motiven, die sie auf Sylt entdeckte – Dünen, Leuchttürme, Strandkörbe. „Aber wer weiß“, sagt sie, „vielleicht kehre ich eines Tages wieder zur gegenständlichen Malerei zurück.“ Wie ist sie überhaupt zur Kunst gekommen? „Ich bin in vielen Galerien gewesen und habe mir so manches Mal gedacht: Das kann ich besser“, sagt sie schmunzelnd. Aber eigentlich wisse sie selbst nicht, warum die Kunst sie gepackt habe.
In ihrer Familie spielte das rein Künstlerische keine Rolle. Jedoch verstand ihr Vater, Konditormeister in Hamburg-Winterhude, eine Menge vom kreativen Gestalten. Von ihm hat Monika Krüger zudem das Heimwerken gelernt – von Sägen bis Tapezieren. Und kochen konnte ihr Vater hervorragend. Auch da eifert sie ihm nach. „Ich koche leidenschaftlich gern – am liebsten italienisch“, sagt sie.
Beruflich schlug sie jedoch eine andere Richtung ein als ihr Vater. Und Hausfrau wie ihre Mutter wollte sie ohnehin nicht werden. Nach dem Abschluss der Volksschule ließ sie sich in einem Unternehmen, das Farbfässer produzierte, zur Bürokauffrau ausbilden, verdiente ihr Geld anschließend beim Hamburger Wäschehaus Möhring und wechselte wenig später zur Bausparkasse Wüstenrot, wo sie als Assistentin des Außendienstchefs arbeitete. 37 Jahre blieb sie dem Unternehmen treu.
2009 ging Monika Krüger in den Vorruhestand. Seitdem bleibt ihr viel mehr Zeit zum Malen. Und die nutzt sie auch. Die Künstlerin schätzt, dass sie bis heute „bestimmt 150 Werke“ geschaffen hat. Viele hat sie über die Jahre verkauft, einige hängen auch in ihrer Wohnung in Schwerin.
Die Stadt lernte sie auf einer der vielen Fahrten mit ihrem damaligen Lebensgefährten kennen, der als Generalvertreter für ein großes Büromöbelunternehmen halb Deutschland bereiste. Sofort haben sich die beiden in Schwerin verliebt. Bei einem Spaziergang am Ziegelsee fanden sie auch gleich die passende Wohnung. 2013 zog das Paar dorthin.
Ihr erstes Schweriner Atelier betrieb die Künstlerin in Lankow, später fand sie geeignetere Räume in der Großen Wasserstraße. Die Lage dort erwies sich aber nicht als so gut wie erhofft. „Dann kam Corona, und dann ging gar nichts mehr“, sagt sie. Sie schloss ihre Arbeitsstätte in der Feldstadt, nun ist ihre neue Wohnung Am Markt 4 gleichzeitig Atelier und Galerie. Hier lebt die 72-Jährige mit ihren Bildern und genießt den Trubel der Altstadt.
Manchmal hat sie Gelegenheit, Arbeiten öffentlich zu präsentieren. Ihre erste Ausstellung in Schwerin fand 2015 im Campus am Ziegelsee statt (zusammen mit zwei weiteren Künstlerinnen). Auch an der jährlichen Aktion „Kunst offen“ beteiligte sie sich schon: 2018 lud sie Kunstinteressierte in ihre damalige Wohnung am Ziegelsee ein; 120 Leute schauten sich über den Tag verteilt ihre Gemälde und Collagen an. Auch dieses Jahr nimmt Monika Krüger an „Kunst offen“ teil. Die Aktion wurde coronabedingt um einige Monate verschoben und findet nun am 21. und 22. August statt. Gern erläutert sie bei solchen Gelegenheiten ihre Arbeitsweise und ihre Techniken.
„Für Collagen zum Beispiel beginne ich mit der Grundierung der Leinwand und überlege mir erst während des Arbeitsprozesses, welche Materialien ich wie verwende“, erläutert sie. Da kommen schon mal Topfkratz-Stahlwolle, Knöpfe und Seidenpapier zum Einsatz. „Beim Arbeiten bin ich gedanklich so auf das entstehende Kunstwerk fokussiert, dass ich den Alltag und alles andere völlig ausblende“, sagt sie.
„Es passiert auch hin und wieder, dass ich nachts aufstehe und an einem Werk weiterarbeite, weil mir gerade was dazu eingefallen ist“, fügt sie hinzu. Den Gedanken nur kurz auf einem Zettel zu notieren, genüge ihr nicht, er müsse sofort umgesetzt werden. S. Krieg