13.03.2009

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Willkommen im All

Werner Reimann hält in Schwerins Sternwarte die Stellung
Wie ein Burgfräulein sitzt Werner Reimann im Sternwarte-Turm. Einsam und allein. Gleich unter der Kuppel, ist sein Büro. Mit herrlichem Blick auf den Schlossgarten.Doch die Stille trügt.
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Sie trollt sich beim ersten Klingeln. Und macht lärmenden Kindern, Schülern und wissenshungrigen Senioren Platz. Dann ist Werner Reimanns großer Auftritt. Seit 1987 nimmt der Hobby- Astronom groß und klein, alt und jung mit auf die Reise durch das faszinierende Weltall.

Seit knapp einem halben Jahr ist der 53-Jährige auch so etwas wie der Leiter der Sternwarte und ist es doch wieder nicht. Denn seit sich Sternwarte-Chefin Susanne Pfeiffer im Herbst in den Ruhestand verabschiedete, wurde der Posten nicht neu besetzt. Einsparmaßnahme. Werner Reimann hält als Honorarmitarbeiter jeden Tag vier Stunden die Stellung. Zu wenig, um Großes zu vollbringen. Genug, um den Betrieb am laufen zu halten. Wenigstens hat er die Lust nicht verloren. Wie sollte er auch. Die Sternwarte und er sind so etwas wie ein Liebespaar – seit fast zwanzig Jahren. Eifersüchtig ist seine Ehefrau darüber nicht. Sie gönnt ihm sein Hobby. Nur manchmal, wenn Werner Reimann Zuhause drängt, gesellt sie sich zu ihm nach draußen vor die Tür, um durch das Fernrohr in den Himmel zu schauen. Und auch seine beiden Mädels, inzwischen 24 und 25 Jahre alt, konnte er nicht für sein Hobby gewinnen, nicht für sein Lieblingsgebiet, die Galaxien und Gasnebel faszinieren.

Draußen auf dem Dorf, wo es dunkel ist und kein Stadtlicht den Himmel erhellt, da hat er in einer kleinen Hütte sein großes Fernrohr untergestellt. Stundenlang sitzt er dort unterm Himmelszelt. So, wie er es schon als kleiner Junge getan hat. Damals mit 13 Jahren. Als ihm zum ersten Mal auffiel, dass Sterne unterschiedliche Farben haben. Zuerst besaß er nur ein Fernglas, später bastelte er sich selber Fernrohre. In Jena wird aus dem Jungen ein Physik-Astronomielehrer. An Schweriner Schulen gibt Werner Reimann sein Wissen weiter. Bis er 1987 an der Sternwarte einen Job als pädagogischer Mitarbeiter annimmt und Vorträge im Planetarium hält. „In den 1980er- Jahren hatten wir hier viel mehr Schüler und mindestens doppelt so viele Veranstaltungen wie heute“, schwärmt er.

Bis kurz nach der Wende wird die Sternwarte als eigenständige Einrichtung betrieben. Dann gehen die Lichter aus. Es gibt Schließungspläne. Da erbarmt sich die Stadt. Seit 1993 ist die Sternwarte Teil der Volkshochschule. „Das Gelände auf dem das 1962 errichtete Gebäude steht, ist übrigens Privatland“, bemerkt Werner Reimann. „Ein Erbpachtvertrag besagt, dass sie so lange bestehen darf, wie sie als Sternwarte genutzt wird. Ansonsten muss sie abgerissen werden.“ Doch so weit wird es wohl nicht kommen. Sicher, die Zahl der Schulklassen, die zu Vorträgen vorbeischauen, ist zurückgegangen. „Aber diesen Verlust haben wir ganz gut aufgefangen“, sagt Werner Reimann mit Blick auf die wachsenden Seniorenveranstaltungen und Kindergeburtstagsfeiern. „Wir haben im Jahr bis zu 400 und 500 Veranstaltungen mit bis zu 9000 Besuchern.“ In der Woche hält Werner Reimann die Vorträge selbst, am Wochenende wechselt er sich mit anderen Honorarkräften, Astronomielehrer wie er, ab. Gerne wird die Sternwarte auch von Pärchen aufgesucht. „Wer möchte, kann zur Vorführung eine Flasche Sekt mitbringen. Gläser haben wir hier“, sagt Werner Reimann, der es gern unkompliziert hält. „Das Schöne ist, dass wir ein kleines Planetarium sind. Wer zu unseren Vorträgen kommt, kann Fragen stellen, Wünsche äußern. Der Vorführende geht dann darauf ein.“ So etwas sei in großen Planetarien nicht möglich. Dort würden sich die Leute die Vorträge eben wie eine Kinoveranstaltung angucken. Hin und wieder, wenn Werner Reimann einsam in seinem Turm sitzt, wünscht er sich, dass endlich auch mal jene Schweriner in die Sternwarte kommen, die noch nie hier waren. „Und das“, weiß er, „sind eine ganze Menge.“

Öffnungszeiten der Sternwarte für alle:
Mittwoch und Sonntag 14.30 Uhr, Freitag 19 Uhr (einmal im Monat zu einem Spezialthema)

Tel.: 0385-512844

oder www.planetarium-schwerin.gmxhome.de