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Mit Charme und Banderole
Seit 15 Jahren schlüpft der gebürtige Berliner Mathias Schott zum alljährlichen Schweriner Schlossfest in die Rolle des mecklenburgischen Großherzogs Friedrich Franz II., der bis 1883 die Geschicke der Region lenkte. Der 45-Jährige, der auch dem mitveranstaltenden Verein der Freunde des Schweriner Schlosses vorsitzt, führt dann, ausstaffiert mit Uniform, Orden und Schärpe, in einer Kutsche den bunten Festumzug durch Schwerins Altstadt an.
Herr Schott, Sie fahren einmal im Jahr in einer prächtigen Kutsche durch Schwerins Altstadt und winken tausenden Schaulustigen zu...
Der Festumzug anlässlich des Schlossfestes ist natürlich der alljährliche Höhepunkt. Doch die 364 Tage davor nutzen wir für die Vorbereitung des Festes und arbeiten für die Zwecke des Schlossvereins. Die Mitglieder des Vereins sind alle ehrenamtlich tätig. Wir wollen die kulturelle und historische Bedeutung des Schweriner Schlosses wahren und fördern und unterstützen das Haus in allen Belangen. Die Vereinsmittel, die wir einwerben, investieren wir in Ankäufe oder Restaurierungen. Auch in diesem Jahr können wir eine Errungenschaft für das Schlossmuseum präsentieren - die wird allerdings noch nicht verraten. Nur so viel: Es handelt sich um ein Stück, was unbedingt ins Schloss gehört. Am 13. Juni um 12.30 Uhr wird das Geheimnis im Schlossmuseum gelüftet.
Woher kommt dieses Engagement für Schwerin und das Schloss?
Ich bin mit vier Jahren nach Schwerin gekommen und habe hier meine Jugend verbracht. Seit 1983 bin ich Schlossführer. Mich fasziniert dieses Kleinod seit jeher, und es war selbstverständlich für mich, dem Verein beizutreten, den mein Vater mitbegründete. Warum engagieren? Gerade im kulturellen Bereich kommt unsere heutige Zeit ohne ehrenamtliche Arbeit leider nicht mehr aus. Zugegeben, der Vereinsvorsitz, den ich seit 1998 innehabe, ist wie ein unbezahlter Zweitjob. Ich bringe locker 20 Stunden in der Woche dafür auf. Aber es lohnt sich dennoch und macht Spaß.
Was machen Sie denn, wenn Sie nicht den Blaublüter mimen?
Eigentlich bin ich gelernter Koch. Später habe ich Betriebswirtschaft an der Hotelfachschule in Leipzig studiert und als Restaurantleiter gearbeitet. Heute bin ich in Hamburg Ausbilder für Hotel- und Gaststätten. Zurück in die Vergangenheit: In Ihrer höfi schen Kutsche sitzen Sie zusammen mit Marie, der Ehefrau von Friedrich Franz II.
Wechseln Sie Ihre Gattin-Darstellerinnen auch mal?
Ulrike Naegele macht das als Großherzogin ebenso lang wie ich. Wir bekamen zusammen den Part. Leider kann sie nicht jedes Jahr teilnehmen und so haben wir noch zwei weitere Damen, die in das Kleid passen. Historisch gesehen ist das relativ problemlos - Friedrich Franz II. war ja auch dreimal verheiratet... Während des historischen Schlossfestes sind Sie den ganzen Tag als Großherzog auf den Beinen, geben Audienzen und sind umgeben vom Hofpersonal.
Bereiten Sie sich nach so vielen Jahren auf diese Rolle immer noch besonders vor?
Wenn man Friedrich Franz II. spielt, muss man natürlich den Lebenslauf in- und auswendig kennen, um auch in den verschiedensten Situationen richtig reagieren zu können. Und inhaltliche Vorbereitungen gibt es immer wieder, weil wir bei den Schlossfesten ja auch wahre Begebenheiten nachstellen und uns zuvor neue Erkenntnisse über sein Leben erarbeiten. Schließlich hat Friedrich Franz II. fast ein halbes Jahrhundert lang regiert - da gibt es so Einiges, was noch im Verborgenen liegt. Und sobald ich in die Uniform schlüpfe, bin ich ein anderer. Dann spiele ich den Großherzog und die Uniform verändert einen sofort in der Haltung.
Die Fragen stellte Marieke Sobiech