17.05.2024

Leute

Wichtiger Mann am Bühnenrand

Matthias Voigt übernimmt als Feuerwehrmann regelmäßig die Brandsicherheitswache im Theater
Matthias Voigt gehört zu den Feuerwehrleuten, die am Mecklenburgischen Staatstheater den Brandsicherheitswachdienst übernehmen.
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Wenn Matthias Voigt ins Theater geht, dann sitzt er meist auf der Bühne. Dort sollte ihn weder jemand sehen noch möchte er gern in Erscheinung treten. Denn Matthias Voigt ist Feuerwehrmann – und als solcher einer der Brandschützer, die am Mecklenburgischen Staatstheater abwechselnd den Brandsicherheitswachdienst übernehmen.

Der Feuerwehrmann neben der Bühne – ist das nicht der, der in Filmen immer schläft? Von wegen, sagt Matthias Voigt, dafür ist die Verantwortung viel zu groß. Schließlich geht es bei seinem Dienst darum, einen möglichen Brand früh zu erkennen und sofort dafür zu sorgen, dass alle Leute das Haus sicher verlassen können. Deshalb gibt es für den Einsatz ein festgelegtes Prozedere: Wenn Voigt und ein weiterer Kollege ins Theater kommen, melden sie sich beim Bühnenmeister, dann muss „der Eiserne“ einmal gefahren werden. Der Eiserne Vorhang wurde in Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts nach mehreren Theaterbränden Pflicht: Er trennt im Fall eines Feuers die Bühne vom Zuschauerraum. Besonders aufmerksam ist Matthias Voigt, wenn auf der Bühne mit Feuer gespielt wird: „Schon das Anzünden eines Streichholzes gilt als feuergefährliche Handlung“, erklärt der Brandschützer.

Der 44-Jährige gehört zur Freiwilligen Feuerwehr Schlossgarten – einer von fünf freiwilligen Wehren in der Stadt. Deren Mitglieder teilen sich zusammen mit denen der Berufsfeuerwehr den Wachdienst bei Veranstaltungen. Das kann im Theater sein, aber auch in der Sport- und Kongresshalle und im Schlossinnenhof. Für Matthias Voigt bedeutet das: Hat er sich in den Dienstplan für die Brandsicherheitswache eingetragen, ist das ein verbindlicher Einsatz, der auch dann nicht abgesagt werden darf, wenn die Leitstelle anderswo nach der Feuerwehr ruft. Denn: Nicht nur ohne Hauptdarsteller, sondern auch ohne Feuerwehrleute hebt sich der Vorhang im Theater nicht.

Eine gute Planung ist auch aus einem zweiten Grund wichtig. Schließlich stehen die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren zumeist voll im Berufsleben und müssen ihre Jobs mit ihrem Engagement im Brandschutz in Einklang bringen.

Matthias Voigt ist Koch und arbeitet als Küchenleiter bei den Dreescher Werkstätten. In der Feuerwehr ist er seit 2016. „Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben“, sagt der gebürtige Mecklenburger. „Dafür, dass es mir gut geht und ich ein gutes Leben habe.“ Er weiß, dass es nicht überall so ist – nicht überall auf der Welt und auch nicht überall hierzulande. Als Koch auf dem Kreuzfahrtschiff hat er die halbe Welt gesehen – und die andere Hälfte möchte er sich jetzt noch anschauen. Matthias Voigt ist offen für andere Menschen – vielleicht nicht ganz der typische Mecklenburger, mit deren Mentalität er sich nichtsdestotrotz gut auskennt. Aus diesem Grund hat er seine knappe Freizeit während der Sieben-Tage-Woche auf dem Schiff nicht an Bord, sondern mit Erkundungen an den Anlegeorten verbracht. Das waren durchaus auch kulinarische Entdeckungstouren: „Ich bin immer lieber nach draußen gegangen, als mir auf dem Schiff eine Stulle zu schmieren.“

Zumeist gingen die Reisen in Richtung Amerika oder in den Norden. Gibt es eine bestimmte Länderküche, die er bevorzugt? Matthias Voigt schüttelt den Kopf. Was ihm aber gefällt, ist die Wertschätzung der Mahlzeit, die Auswahl hochwertiger Zutaten, die er in anderen Ländern erlebt und die er zum Beispiel auch aus dem Mittelmeerraum kennt. „Essen hat viel mit Emotion und Zusammenhalt zu tun“, sagt er – und bedauert, dass hier und heute viele Familien nur noch selten zusammen am Tisch sitzen.

Wenn er dazu kommt, kocht der 44-Jährige auch zu Hause. Allerdings stehen in den kommenden Wochen schon wieder zahlreiche Termine im Kalender. Bald starten die Schlossfestspiele und auf den Einsatz im Schloss freut sich Matthias Voigt jedes Jahr. Hat er denn möglicherweise auch aus dem aktuellen Spielplan eine besondere Empfehlung? „Mir gefällt alles“, sagt der Feuerwehrmann diplomatisch. Deshalb sucht er auch nicht nach Sparten und Stücken aus, sondern danach, ob eine Vorstellung in seinen Dienstplan passt.

Und natürlich möchte auch ein Brandschützer einmal unbelastet von Aufgaben ganz privat ins Theater gehen. „Neulich hatte ich mir ,Kabale und Liebe‘ ausgesucht“, sagt Matthias Voigt. „Das haben wir damals in der Schule behandelt und ich war ganz gespannt, wie es auf der Bühne dargestellt wird.“ Doch am Ende kam dann wieder ein Einsatz dazwischen.

Katja Haescher