17.05.2023

Leute

Vom Tanzen und Vermissen

Die Kunst als Ausgleich: Beim Malen entspannt sich Berit Kauffeldt von ihrem Berufsalltag als Sportpsychologin und bringt in den Bildern ihre Gedanken und Gefühle zum Ausdruck.
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Sportpsychologin Berit Kauffeldt zeigt ihre Werke bei Kunst offen in Schwerin

„Ich mache das, was mir Spaß macht und dann finden mich die Richtigen“. Getreu nach diesem Motto lebt Berit Kauffeldt. Und das funktioniert: bei der Volley- ball-Karriere, ihrer Arbeit als Sportpsychologin und nun auch beim Malen. Denn vom 27. bis 29. Mai sind ihre Werke im Rahmen von Kunst offen im freiraum in Schwerin zu sehen. Das Malen hat bereits eine ganze Weile einen wichtigen Platz in Kauffeldts Le- ben. Schon in der Schule war Kunst neben Sport ihr liebstes Fach, in dem die Zeit immer zu ra- sen schien. Und auch heute kann die 32-Jährige beim Malen alles um sich herum vergessen und sich ganz der Kunst hingeben.

„Ich denke im Alltag so viel nach, leite andere Menschen an und habe immer etwas im Kopf. Das Malen ist dazu der perfekte Ausgleich und gleichzeitig ein guter Weg, um meinen Gefühlen Ausdruck zu ver- leihen“, so die ehemalige Volley- ballspielerin.

Berit Kauffeldt lässt ihre Sehnsüch- te und Gedanken in ihre Werke fließen und entführt ihre Betrach- ter daher häufig nach Argentinien, das Land, in dem ihr Freund lebt. Temperamentvolle Tänze, atmos- phärische Landschaften und das Vermissen finden sich in vielen ih- rer Werke wieder. Und auch andere Menschen spüren die Schwin- gungen ihrer Arbeiten.

„Einmal habe ich ein Bild, das ich gerade erst gemalt habe, zum Auto gebracht und eine Frau hielt mich auf und kaufte es. Sie meinte, das wäre gerade genau ihr Thema“, er- innert sich Berit Kauffeldt lachend. Viele Schweriner kennen die ge- bürtige Parchimerin jedoch durch ihre sportliche Laufbahn. Fünf Jahre spielte sie für den Schweriner SC in der Bundesliga und gewann mit ihrem Team drei mal die deut- sche Meisterschaft. In den darauf- folgenden sechs Jahren spielte sie unter anderem in Italien und Fran- kreich und wurde 2013 Europa- meisterin. Dort kam Berit Kauf- feldt auch zum ersten Mal mit einem Sportpsychologen in Kon- takt und war von seiner Tätigkeit inspiriert. Sie studierte bereits im
Fernstudium Psychologie und sah in dieser Kombination ihrer beiden Leidenschaften eine berufliche Per- spektive für sich. Nach Abschluss ihres Studiums trat sie dann ihre erste Stelle als Sportpsychologin für Bayern Leverkusen an, hatte je- doch das Gefühl, noch nicht am richtigen Ort zu sein. Die heute 32-Jährige überlegte, in welches Land es sie nun verschlagen könnte. Sollte es Afrika werden oder doch die USA?

„In einem intensiven Gespräch bemerkte ich dann, dass ich nach zehn Jahren an fremden Orten wieder in meine Heimat zurück- kehren möchte. Allein bei dem Ge- danken fing ich vor Erleichterung an zu weinen und wusste, dass das die richtige Entscheidung ist“, erin- nert sich die Psychologin zurück. Als dann noch während des Um- zugs nach Schwerin das Telefon klingelte und der Handballverein Grün-Weiß Kauffeldt eine Stelle als Sportpsychologin anbot, fühlte sie sich in ihrem Entschluss noch- mals bestärkt. Heute arbeitet sie als Sportpsychologin mit jungen Nachwuchssportlern und -sportle- rinnen, wie sie es damals auch ge- wesen ist. „Manchmal denke ich, ach hätte ich das früher selbst auch gehabt und bin dann sehr froh, dass ich die jungen Sportler und Sportlerinnen jetzt mit meiner Ar- beit unterstützen kann“, so Kauffeldt.

Neben ihrer Arbeit als Sportpsy- chologin und dem Malen prakti- ziert und lehrt Berit Kauffeldt auch Yoga. Sie bietet Workshops und Retreats an, in denen sie den Teil- nehmenden helfen möchte, sich selbst zu erkennen. Der Weg zur Selbsterkenntnis stellt auch für die Yogalehrerin selbst ein Lebensziel dar, an dem sie mithilfe ihrer Yoga- und Meditationspraxis und ihrem künstlerischen Schaffen arbeitet. Besonders nach dem Ende ihrer sportlichen Karriere begleitete sie dieses Thema.
„Wer bin ich denn überhaupt, wenn ich keinen Sport mehr ma- che? Was macht mich dann noch aus? Diese Fragen haben mich viel umgetrieben“, erinnert sich Berit Kauffeldt. Besonders der Umstieg vom Leistungssport zum Yoga stellte eine mentale Herausforde- rung dar. „Es geht im Yoga nicht um die Anstrengung. Es geht da- rum, bei sich zu sein. In meinen Kursen ist es immer schön zu beo- bachten, wie jeder sein ganz eigenes Yoga praktiziert“, beschreibt die Psychologin ihre Erkenntnisse. Ihre persönlichen Gefühle und Er- kenntnisse nun in Form ihrer Werke bei Kunst offen zu zeigen, stimmt Berit Kauffeldt jedoch nicht unwohl: „Es macht mich noch kompletter, dass ich nun auch die Gelegenheit habe, diesen Teil von mir zu zeigen“.

Laura Piontek