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Rallyesport klappt nur im Team
Was bedeutet Ihnen der zusammen mit Ihrem Vater gewonnene Weltmeister-Titel?
Dieser Titel ist für mich etwas ganz Besonderes und ganz bestimmt ein Meilenstein in meinem Leben. Fast noch mehr als der sportliche Erfolg ist mir dabei wichtig, dass zwei Generationen den gleichen Ehrgeiz geteilt haben und wir uns den WM-Titel sichern konnten. Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Dazu kommt auch, dass es eine tolle Saison mit sechs Siegen in sechs Rennen war, ein Erfolg, der dem ganzen Team gehört.
Was reizt Sie am Rennsport – und wie war es, jüngste Co-Pilotin der WM zu sein?
Der Rennsport liegt bei uns in der Familie. Schon mein Opa ist mit meiner Oma Rennen gefahren, zum Beispiel die Schweriner Seen-Rallye. Was mich besonders reizt, ist, dass es ein echter Teamsport ist. Als ich anfing, war ich an der Seite vom Rallyefahrer Marijan Griebel die jüngste Co-Pilotin bei einer Rallye-WM. Natürlich gibt‘s da auch mal einen Spruch, aber darüber kann ich stehen und es war nie böse, im Gegenteil. Es ist eine große Rennfamilie und wir helfen uns gegenseitig und sind bereit, Erfahrungen zu teilen. So habe ich viel gelernt.
Was sind die Aufgaben der Co-Pilotin?
Das sind in erster Linie die Pace Notes: Die detaillierte Beschreibung der Rallyestrecke mit Kurvenradien, Distanzen, Bodenbeschaffenheit, die ich dem Piloten zum richtigen Zeitpunkt vorlesen muss. Dafür hat jedes Rallyeteam sein eigenes System. Wir zum Beispiel arbeiten mit Zahlen, eine Eins ist zum Beispiel eine Kehre, eine Drei eine 90-Grad-Abzweigung und so weiter. Als Co-Pilotin bin ich auch dafür zuständig, dass wir die Zeiten einhalten, also nicht zu spät und nicht zu früh am Start sind. Und natürlich bin ich für die Planung und Absprachen innerhalb des Teams verantwortlich.
Gab es in der Vergangenheit Situationen, bei denen Ihre Nerven „geflattert“ haben?
Ja, wenn bei Prüfungen Probleme auftreten. Reifenschäden zum Beispiel, die hat man sehr ungern. Im Gelände steht kein Technikteam neben uns, da müssen wir die Räder selbst wechseln und das so schnell wie möglich auf einer Wertungsprüfung. Das gilt auch bei anderen technischen Problemen, wo wir uns mit dem Werkzeug im Auto selbst helfen können.
Sind Sie privat auch eine gute Beifahrerin?
Das kommt darauf an, wer der Fahrer ist. Aber Erfahrungen aus dem Rallyesport, wie zum Beispiel Navigation ist sehr hilfreich im normalen Straßenverkehr. Ich weiß was bei Schnee und Glatteis zu beachten ist oder bei Schmutz auf der Straße. Aber ja, ich bin tatsächlich lieber Beifahrerin. Und wenn mir die Fahrweise nicht passt, sage ich das dem Fahrer.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich habe ein BWL-Studium abgeschlossen und bin ins Familienunternehmen, die Mecklenburger Landpute, eingestiegen. Da werde ich auch bleiben, ich bin gern in meiner Heimat und möchte hier nicht weg. Es gibt auch genug zu tun. Momentan sorgen wir dafür, dass unsere Kunden Ihren Weihnachtsbraten, z.B. von unseren Bio-Waldlandputen oder Bio-Angus-Rindern bekommen.
Interview: Katja Haescher