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Ohne Musik wäre es sehr still auf der Welt
Was macht die Paulskirche für Kirchenmusik interessant?
Die Paulskirche ist jeden Sonntag offen für Gottesdienste und die Musik spielt in allen Lebensabschnitten eine entscheidende Rolle – sei es bei dem Lied, das Eltern für die Taufe aussuchen, dem, das sich ein Brautpaar für die Trauung wünscht, und der Musik, die Hinterbliebene für einen Abschied wählen. Zu den 50 bis 60 Gottesdiensten im Jahr kommen 25 bis 30 Konzerte. Das kirchenmusikalische Leben findet also vor dem Hintergrund einer quirligen Melange statt. So, wie die Kirche hier steht, ist sie kein staubiges Denkmal, sondern Ort einer lebendigen Gemeinde. Sie hat eine schöne Atmosphäre und eine gute Akustik, denn das gotische Gewölbe trägt den Klang. Mit Chorempore, Vierung und Altarraum bieten sich verschiedene Räume zum Musizieren. Die Orgel ist von Friese III – seine größte übrigens – und klingt nach einer Restaurierung wieder wie vor 150 Jahren. Zusammen mit dem original ausgestatteten Innenraum von 1869 werden Konzerte so zu einer Reise durch die Zeit.
Wie entsteht das Konzertprogramm, welche Veranstaltungen locken besonders?
Das Konzertprogramm orientiert sich natürlich ein Stück weit am Kirchenjahr – an Weihnachten, Ostern, Pfingsten. Welcher Komponist hat ein Jubiläum, welche Musik wurde in der Stadt lange nicht mehr gespielt, das sind weitere Kriterien. Genauso wollen wir Vielfalt zeigen – wenn die Orgel zusammen mit Elektronic-Instrumenten oder Marimba erklingt oder Stummfilme begleitet. Sehr beliebt sind unsere sommerlichen Orgelkonzerte.
Welche Bedeutung hat Musik für den Gottesdienst? Wie wird in der Gemeinde Kirchenmusik gepflegt?
Gottesdienst und Musik sind eng verbunden, das eine funktioniert nicht ohne das andere. Musik erreicht Menschen anders, kann andere Emotionen wecken. Ohne Musik wäre es sehr still auf der Welt. Wir pflegen die Kirchenmusik in fünf Chören – darunter Posaunenchor und Kinderchor – und sehen einen kulturellen Auftrag darin, das Denkmal Paulskirche als Bestandteil der Welterbes „Residenzensemble Schwerin“ mit Leben zu füllen.
Seit 2017 gibt es den Förderverein Paulskirchenmusik. Was sind die Ziele?
Die Diskrepanz zwischen dem Geld, das die Gemeinde für die Kirchenmusik geben kann, und dem, das wir brauchen, wird immer größer. Der Förderverein unterstützt dabei, Noten zu kaufen, Instrumente zu pflegen und Chorreisen finanziell zu fördern. Die meisten der 90 Mitglieder sind auch Mitglieder in unseren Chören, so dass ihnen die Beiträge wieder direkt zugute kommen.
Auf welche der nächsten Veranstaltungen freuen Sie sich besonders?
Ich probe nachher mit dem Kinderchor und sobald es draußen dunkler und kühler wird, denken die Kinder an Weihnachten. Für sie hat die Adventszeit eigentlich schon begonnen, diese Freude steckt natürlich an. Diese Freude sollen auch unsere Konzerte vermitteln. Ich möchte Menschen einladen, zu uns in die Kirche zu kommen. Sie ist immer offen, ein Raum, um sich zu allen Anlässen des Lebens zu treffen. Und die Musik kann die Türen in diesen Raum öffnen.
Interview: Katja Haescher