Leute
Krötenretter sind wieder unterwegs
Warum engagieren Sie sich für den Amphibienschutz?
Schon als Kind war ich mit meinen Eltern viel in der Natur unterwegs und habe die ersten Amphibien gerettet. Seit 2008 beschäftige ich mich als Biologin auch beruflich mit dem Thema Artenschutz. Da lag es nah, dass ich mich in der Amphibienschutzgruppe engagiere, nachdem ich 2019 nach Schwerin gezogen war. Der Arten- und Naturschutz und damit auch der Amphibienschutz ist langfristig eine von vielen Möglichkeiten, zum Klimaschutz beizutragen.
Wie viele Ehrenamtliche machen mit und wie läuft die Aktion ab?
Zurzeit kümmern sich 17 Helfer um den Amphibienschutzzaun an der Rogahner Straße und 22 um den an der Babenkoppel, vier weitere Interessierte haben sich gemeldet. Weitere Zäune betreuen wir in Bandenitz, Banzkow und Pinnow-Süd, außerdem in der Schweriner Zeppelinstraße. Wenn die Temperatur über 5 Grad steigt und es ausreichend feucht ist, machen sich die Amphibien auf den Weg zu den Laichgewässern. Dann müssen wir die Eimer an den Zäunen nicht nur einmal, sondern zweimal täglich kontrollieren, damit es darin nicht zu voll wird. In der Regel stehen die Zäune über einen Zeitraum von sechs Wochen.
Wo brauchen Sie Unterstützung und wo würden Sie sich mehr Verständnis wünschen?
Ich wünsche mir, dass Städtebau natur- und artenschutzverträglicher wird. An der Babenkoppel in Schwerin sind kaum noch Habitate für Amphibien vorhanden und die Frage ist, ob es wirklich jede Straße und jede Versiegelung braucht. Dazu kommt, dass bei vielen Menschen das Verständnis für diese Artengruppe wenig ausgeprägt ist. Wenn wir Hundewelpen oder Katzenbabys über die Straße tragen würden, wäre der Zuspruch wahrscheinlich größer. Die Zaunbetreuer freuen sich auch mal über ein nettes Wort – oder über weniger Müll im Bereich der Zäune. Froh bin ich, dass viele Autofahrer auf uns Rücksicht nehmen – und natürlich über neue ehrenamtliche Helfer. Viele von uns sind berufstätig und es hilft sehr, die Arbeit auf viele Schultern verteilen zu können.
Welche Arten von Amphibien werden gerettet? Was macht diese Tiere wertvoll für das Ökosystem?
Neben Erdkröten haben wir an der Babenkoppel auch schon Kreuzkröten und Knoblauchkröten im Eimer gehabt. Dazu kommen Grünfrösche, Teich- und Grasfrösche, auch mal eine Zauneidechse oder Blindschleiche. Außerdem verirren sich diverse Käfer-, Raupen- oder Spinnenarten in die Eimer, die natürlich wieder freigelassen werden. Amphibien sind Bioindikatoren für eine gesunde Umwelt. Wo sie vorkommen, sind die Bedingungen auch für andere Arten optimal. Deshalb ist es alarmierend, dass die Bestände stark rückläufig sind. Inzwischen gilt die Hälfte der in Deutschland heimischen Arten gemäß Roter Liste als bestandsgefährdet.
Wie haben sich die Zahlen in Schwerin in den zurückliegenden Jahren entwickelt?
2016 haben wir an der Babenkoppel an 300 Metern Zaun 1200 Tiere gezählt, im vergangenen Jahr waren es 40. Das zeigt, wie Lebensräume verschwinden. In der Rogahner Straße konnten wir im vergangenen Jahr 600 Tiere retten, 140 leider nicht. 2024 gab es dort aber noch keinen Schutzzaun. In diesem Jahr steht er und damit wird unsere Arbeit auch einfacher. Ich hoffe, dass es sich bemerkbar macht.
Interview: Katja Haescher