15.01.2025

Leute

Kleine Welt ganz groß

Lars Fenzau steuert die Kinderanlage im Vereinsraum des Modelleisenbahnclubs. Bei der Ausstellung im Februar können die Züge deutlich längere Strecken zurücklegen.
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Lars Fenzau freut sich schon auf die Modellbahnausstellung vom 8. bis 16. Februar in Schwerin

ei diesen Männern herrscht Ordnung in den Regalen. Das muss auch so sein, wenn sich Berge,
Bäume und Bahnhöfe in mehreren Etagen stapeln. Zahlen und Nummern verraten genau, welches Stück Landschaft wo steht. Das ist wichtig, wenn aus diesen Modulen
Mecklenburgs größte Modelleisenbahnanlage zusammengesetzt wird – zu sehen vom 8. bis 16. Februar in Schwerins Weststadt. Die acht-
tägige Ausstellung ist für die Mitglieder des Schweriner Modellbahnclubs eine der heißen Phasen ihres Vereinslebens.

Mitglied Lars Fenzau freut sich schon darauf. „Am schönsten ist es, wenn wir viele Besucher haben und mit ihren ins Gespräch kommen“, sagt der Modellbahnfreund. Die Miniaturwelten faszinieren viele – es haben mehr Menschen eine Eisenbahnplatte auf dem Boden oder im Keller, als man denkt. Auch bei Lars Fenzau ging es einmal so los. „Als ich zehn war, haben mir meine Eltern eine Modellbahn geschenkt“, erinnert er sich. Um die Schienen nicht immer auf- und abbauen zu müssen, folgte irgendwann die Anlage. Und auch die wurde schnell zu klein. Vielleicht liegt genau darin das Prinzip einer Modelleisenbahn: Sie darf nicht fertig werden. Sonst hätten die Schweriner Modelleisenbahner nichts zu bas­teln, wenn sie sich einmal in der Woche an ihrem Standort in Görries treffen. 31 Mitglieder zählen zum Verein, 12 Jahre alt ist der Jüngste, über 80 der Ältes­te. Und ja, es sind fast ausschließlich Jungs und Männer, aber das muss nichts heißen: Vielleicht kommen ja nach der Ausstellung im Februar noch mehr Leute auf den Geschmack. Denn natürlich wünscht sich Lars Fenzau auch, andere hier für ein spannendes Hobby zu begeistern.

Er selbst ist seit den 1980er Jahren Mitglied in einem Modellbahnclub. Damals noch in Warnitz, auch der heutige Vereinsvorsitzende Frank Tille war dabei. „Wir waren die Jugendbrigade, das hat sich natürlich geändert“, sagt Fenzau lachend. Heute sind er und Frank Tille die „alten Hasen“, die auf junge Vereinsmitglieder hoffen – ein paar sind gerade dazugekommen. Natürlich hat sich seitdem noch mehr verändert – in erster Linie die Technik. Drehte der Modellbahnfreund früher am Regler, sind die kleinen Züge längst mit Digitalsteuerung unterwegs. Dazu kommt, dass es möglich ist, jedes gewünschte Stück zu bekommen. „Heute setzt nur noch das Geld Grenzen“, sagt Lars Fenzau. Und manchmal auch der Ehrgeiz: Die Modellbahnfreunde haben Spaß am Basteln – etwas nagelneu Bestelltes auf die Schienen setzen kann jeder.

In Vorbereitung der Ausstellung wächst die Anspannung. Drei Tage brauchen die Vereinsmitglieder, um die mobile Anlage zusammenzusetzen. Lars Fenzau ist der Mann für die Elektrik. Wo Laien an der Unterseite der Module nur ein komplexes Gewirr von Kabeln sehen, offenbart sich ihm eine Ordnung. Andere Vereinsmitglieder kümmern sich um die Elektronik oder bauen Bäume. Weil die Besucher stets Neues zu sehen bekommen sollen, werden die Landschaften regelmäßig umgestaltet. Dazu kommen die Pflegearbeiten: Gleise polieren, Bäume abbürsten, auf Wiesen Staub saugen. Eines der Module soll jetzt einen Jahrmarkt bekommen, da gibt es dann viel zu gucken.

Das kennt Lars Fenzau vom Weihnachtsmarkt: „Mein jüngerer Sohn kam mal vor ein paar Jahren mit der Idee, eine Weihnachtsanlage zu bauen“, erzählt der 55-Jährige. Auf 1,40 Meter Breite ist ein kleines Weihnachtswunderland entstanden: mit Fachwerkhäusern und verschneiten Straßen, einem beleuchteten Weihnachtsbaum auf dem Markt und natürlich Zügen, die auf neun Millimeter Spurweite durch diese Winterwelt gleiten. „Insgesamt 200 winzige Figuren hat mein Sohn auf der Anlage festgeklebt, ich weiß gar nicht, ob ich diese Geschicklichkeit gehabt hätte“, sagt der Schweriner lachend.

Auch die Weihnachtsanlage ist schon auf Tour gegangen – auf der Burgweihnacht 2024 in Neustadt-Glewe war sie zu sehen. Und jedes Jahr im Advent darf die Anlage ins Wohnzimmer der Familie umziehen, bevor sie nach dem Fest wieder bis zum nächsten Einsatz verstaut wird.

Bliebe die Frage, ob Modellbahnfreunde auch Fans der richtigen Eisenbahn sind? Im Prinzip ja, meint Lars Fenzau, aber manchmal ist es natürlich kompliziert – vor allem, wenn es im Regionalverkehr keine direkten Verbindungen von A nach B gibt. Trotzdem schaut sich der Schweriner im Urlaub gern Bahnhöfe und Züge an oder nutzt die Bahn.

Das hat er sogar schon in Amerika gemacht, als er dort in Sachen Ahnenforschung unterwegs war. „Ich bin mal in Milwaukee zum Bahnhof gefahren, um zu schauen, was da so fährt. Und musste feststellen, dass es nur ein Zug am Tag war“, erzählt er. Da ist nicht nur auf Deutschlands Schienen, sondern auch auf der Anlage der Schweriner Modelleisenbahner deutlich mehr los.

Wer zugucken möchte: 8. bis 16. Februar, täglich von 10 bis 17 Uhr (14.2. bis 19 Uhr, 16. 2. bis 16 Uhr) in der Mensa der John-Brinckman-Schule, Willi-Bredel-Straße.

Katja Haescher

www.schweriner-modellbahnclub.de