18.02.2022

Leute

Ich möchte die Herzen erreichen

Interview mit Wulf Kawan in der Reihe "Köpfe aus Schwerin"
Wulf Kawan (71) ist gebürtiger Schweriner und seit kurzem Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
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Was ist für Sie der Grund, sich als Schweriner Ortskurator für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zu engagieren?
Ich bin in Schwerin geboren und aufgewachsen. Mein Großvater, ein Tischlermeister, hat mich auf viele Spaziergänge durch die Stadt mitgenommen und auf Besonderheiten aufmerksam gemacht: alte Haustüren zum Beispiel oder besondere Fenster. So habe ich erfahren, dass man erst einmal sehen lernen muss, dass es jemanden geben muss, der das Interesse weckt. Außerdem ist es mir ein Anliegen, mich ehrenamtlich zu engagieren – schon seit vielen Jahren.

Welche Aufgaben hat ein Ortskurator und was haben Sie sich persönlich für das Amt vorgenommen?
Zu den Aufgaben gehören Bewusstseinsbildung und Denkmalförderung. Menschen interessieren sich dann für den Denkmalschutz, wenn sie ein Denkmal kennen, etwas damit verbinden, wenn es ihnen vertraut ist. Deshalb möchte ich zum Beispiel Führungen und Veranstaltungen organisieren und zu diesem Zweck ein Netzwerk knüpfen, in dem viele Mitstreiter zusammenkommen.

Welche Denkmäler in Schwerin liegen Ihnen besonders am Herzen?
Ich bin am Großen Moor aufgewachsen, habe, wenn ich den Kopf nach links drehte, den Marstall und aus meinem Dachfenster die Türme des Schlosses gesehen. Natürlich liegt mir dieser Teil der Stadt besonders nahe, ich bin deshalb auch Mitglied im Förderverein für das Weltkulturerbe. Aber das ist nur ein Stück von Schwerin. Es gibt in unserer Stadt so viel Bemerkens- und Erhaltenswertes. Den Reppiner Burgwall zum Beispiel, zu dem meine Großeltern noch Friedrich-Wilhelm-Turm sagten, oder die vielen Brücken. Jetzt haben wir eine neue zwischen der Krösnitz und dem Dwang bekommen, deren Schwung ich als Ingenieur besonders bewundere. Vielleicht ist sie ja irgendwann auch einmal ein technisches Denkmal?

Was kann jeder Einzelne für den Denkmalschutz tun und wie lässt sich die Begeisterung dafür an andere weitergeben?
Es macht viel aus, mit wachen Augen durch die Stadt zu gehen. Und vielleicht erwählt man sich ja ein persönliches Lieblingsdenkmal, um das man sich kümmert. Ich selbst liebe die Schlosskirche sehr. Wenn ich diese Begeisterung weitergeben möchte, darf ich es aber nicht nur mit Daten und Fakten tun. Ich habe bei Führungen gemerkt, dass Emotionen und eine besondere Geschichte die Menschen viel besser ansprechen als eine Aufzählung von Jahreszahlen. Die merkt sich keiner, eine Geschichte dagegen schon. Es liegt mir am Herzen, die Herzen zu erreichen.

Wie sieht ein typischer Urlaubstag bei Ihnen aus – Sehenswürdigkeiten oder Liegestuhl?
Meine Frau und ich gehen gern in den Bergen wandern und schauen dann natürlich auch in viele Kirchen. Das ist jedes Mal interessant – aber wenn ich dann 14 Tage lang bayerischen Barock gesehen habe, sehne ich mich wieder nach den schlichten klaren Formen mecklenburgischer Dorfkirchen. Das ist für mich Heimat.

Interview: Katja Haescher