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Rendezvous mit Mama Chocolate
Wer einmal Frauen mit weißen Bärten sehen möchte, sollte bei Gelegenheit durch die Fensterscheibe von Mama Chocolate schauen. Hier probt nicht etwa das weibliche Geschlecht den Auftritt als Weihnachtsfrau. Nein, es sind junge Mütter, die genüsslich ihren Schaum beladenen Milchkaffee schlürfen.
Und was für ein Schaum! Gunhild Nienkerk hat lange geübt, um ihn so hinzubekommen.Genaugenommen ein Jahr, denn so lange gibt es ihr Café in der Friedrichstraße jetzt. Vorbeischlendernde, die Mama Chocolate anfangs mitleidig belächelten („Na, ob das was wird?“), hat sie eines besseren belehrt. Zu Spitzenzeiten schmiegen sich 14 Kinderwagen aneinander. Es scheint, als fühlten sich die Mütter hier wohl. Sie lümmeln an Tischen oder auf Bodenkissen, schnattern, genießen ihren Kaffee und brauchen sich nicht zu schämen – Babyschreien ist erlaubt, Spielzeug genug da.
Derweil lenkt Gunhild Nienkerk mit einer gelungenen Mischung aus Nähe und Distanz das mal ruhige, mal quirlige Treiben im Café. Dabei huschen immer wieder Funken der Zufriedenheit über ihr Gesicht. Alles ist so, wie sie es sich selbst gewünscht hätte, als ihr Sohn, heute zehn Jahre, noch ein Säugling war. „Damals hatte ich gerade mein BWL-Studium hinter mir und wollte nicht permanent über Windeln wechseln reden“, erinnert sich die 35-Jährige. „Andererseits gab es in meinem Freundeskreis noch niemand mit Kindern. Ich fühlte mich irgendwie zerrissen und hätte gern einen Platz gehabt, wo ich hingehen kann, um anderen über die Schulter zu gucken. Doch solche Orte gab es noch nicht.“
Wie es der Zufall will, lernt Gunhild Nienkerk schon einige Zeit später eine ganz andere Welt kennen. Sie gewinnt eine Reise nach Ägypten. Dort gefällt es ihr so gut, dass sie im Jahr 2004 beschließt, mit ihrem Sohn zu bleiben. Während sie auf einer Tauchbasis arbeitet, geht Jakob in einen englischen und später holländischen Kindergarten. Gunhild Nienkerk staunt, wie offen die Menschen in diesen Ländern mit den Kleinen umgehen, wie sie die Kinder in ihr Leben einschließen. „Auch auf meinen späteren Reisen stieß ich auf diese Wärme“, so die Schwerinerin. „Hier in Deutschland wird zwar viel getan für Kinder, aber es fehlt das Herz.“
Nach mehreren Monaten im Ausland zieht es Gunhild Nienkerk wieder nach Mecklenburg-Vorpommern zurück, vorerst nach Rostock. Doch schon bald ertappt sie sich dabei, wie sie ständig zu den Eltern und Freunden nach Schwerin fährt. Sie heuert als Teamleiterin in einem Call Center an und erkennt: „Das ist nicht mein Metier.“ Als sie sich arbeitslos meldet, spürt sie erneut den lang verborgenen Wunsch heranreifen, etwas für Kinder zu schaffen. „Ein Café fehlte noch in meinem turbulenten Lebenslauf “, sagt die aufgeweckte Jungunternehmerin, die in ihrer Freizeit gerne herumreist, auf der Gitarre klimpert oder sich im Kitesurfen übt. Und so lief sie zur IHK, beantragte einen Kredit, schrieb ein Konzept und suchte sich Räume. Die Friedrichstraße, ein Tipp ihrer Freundin, schien ihr perfekt. Günstige Miete, ruhige Lage und die Laufstrecke der Kinderwagenmuttis.
Doch auch Väter in der Elternzeit schauen gerne vorbei. Hin und wieder schweift Gunhild Nienkerks Blick nach draußen. Wenn ihr Freund, der Rikscha- Fahrer, vorbeiradelt, winkt sie ihm zu. Gunhild Nienkerk hat viele Ideen . Mama Chocolate soll mehr als nur ein Café sein. Ob Stillberatung oder Tragetuchkurse – sie serviert den Müttern passende Ansprechpartner für Themen, die sie brennend interessieren. „Wer mit seiner Lebenssituation nicht klar kommt, auf finanziellen Problemen sitzt oder einfach nur Ärger mit den Schwiegereltern hat, kann jeden Freitagvormittag zur Sozialberatung vorbeischauen“, so Gunhild Nienkerk. Seit neuestem lädt sie Sonntagmorgen ab 10 Uhr Alleinerziehende ein. All jene, die an diesem „Familientag“ nicht wissen, wo sie hinsollen. Und jetzt zur Weihnachtszeit wird bei Mama Chocolate jeden Nachmittag um 16.30 Uhr ein klitzekleines Märchen vorgelesen.