Kultur
Viktorias Haar gebürstet
Wie geht‘s eigentlich Viktoria? Diese Frage klärten Mitglieder des Schlossvereins bei einem Besuch der Bildgießerei Seiler in Schöneiche bei Berlin. Dort soll ausgehend
von einer Figur aus Potsdam-Sanssouci eine im Schweriner Burggarten verschollene Skulptur rekonstruiert werden. Die Rückkehr dieser „sitzenden, kranzwerfenden Viktoria“ ist das aktuelle Projekt der Schlossfreunde zur weiteren Herstellung der historischen Authentizität des Residenzensembles. Voraussetzung für eine Abformung ist die Restaurierung der Potsdamer Schwester. Im November hatte diese dafür ihren Weg in die Werkstatt angetreten. Thomas Seiler erklärteden Gästen aus Schwerin die einzelnen Arbeitsschritte – und warum diese teilweise kompliziert sind. So wurde Viktorias Kopf ursprünglich wohl als Einzelteil gegossen – Zapfenverbindungen, so
genannte „Flicke“, am Hals der Figur weisen darauf hin. Auch bei Fehlern im Gießprozess wurden Flicke aus Bronze einsetzt. Eine Herausforderung ist auch die Reinigung: Verkrustungen entfernen die Fachleute mit Hilfe von Skalpellen und Glasfaserborstenstiften. Die Ablagerungen von Staub, Ruß und Blütenstaub beschädigten über die Jahre die Oberfläche der Bronze und ließen Konturen wie Haare, Fingernägel und Falten verschwinden. Sie werden vorsichtig abgebürstet – allerdings nicht bis auf die blanke Bronze, denn die Patina soll erhalten bleiben. Und apropos Patina: Auch der von Besuchern blankgerubbelte Fuß der Potsdamer Viktoria erhält bei der Sanierung die Patina zurück. Schritt für Schritt soll nun schon die Abformung in Silikon beginnen, die den Guss eizelner Teile der Figur möglich macht.
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