18.04.2019

Kultur

Musik mit Glücksgefühlen

Renommierte Künstler kommen zur 10. Schweriner Jazznacht vom 25. bis zum 30. April in die Landeshauptstadt
Sandie Wollasch
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„Jazz ist viel mehr als Musik mit schräger Trompete.“ Das sagt Marianne Wöhrle-Braun, wenn sie von den Klängen schwärmt, an die sie vor vielen Jahren ihr Herz verloren hat. Jazz berührt sie tief. Und diese Freude und dieses Glücksgefühl möchte die Schwerinerin mit anderen teilen. Deshalb organisiert sie seit Jahren die Schweriner Jazznacht – die zehnte Auflage steht vom 25. bis zum 30. April im Veranstaltungskalender der Stadt.
Eine runde Zahl, hinter der ein hochkarätig besetztes Programm steckt.

Marianne Wöhrle-Braun nennt Namen wie Günter Baby Sommer, Tutu Puoane, Riccardo Del Fra. Ersterer ist ein international bekannter deutscher Schlagzeuger, der zum Auftakt der Schweriner Jazznacht am 25. April Drums und Percussion  übernimmt. Der junge Saxophonist Christoph Möckel, der in der Landeshauptstadt aufwuchs und schon mehrfach bei der Jazznacht dabei war, durfte einladen und wünschte sich eben diesen Altmeister an den Drums. Dazu kommt der dänische Kontrabassist Jonas Westergaard, der schon mit vielen Stars gespielt hat. „Das wird knackevoll“, ist die Organisatorin überzeugt, wenn sie über dieses erste musikalische Zusammentreffen dreier Jazz-Generationen unter der Überschrift „First Meeting“ spricht.

Gerade in solchen Begegnungen liegt für Marianne Wöhrle-Braun der Reiz der Musik. „Jazz bringt sämtliche Kulturen zusammen, Jazzmusiker können sofort mitein­ander spielen, Jazzmusiker sind tolerant“, sagt sie. In einer Zeit großer politischer Herausforderungen und wachsender Gräben innerhalb der Welt und innerhalb der Gesellschaft ist die Stimme der Künstler wichtig. Auch deshalb, sagt die Organisatorin, hat die 10. Schweriner Jazznacht eine Botschaft. Das wird besonders am 27. April deutlich, wenn im Mecklenburgischen Staatstheater das Gala-Konzert der Jazznacht stattfindet und Tutu Puoane zusammen mit dem Brussels Jazz Orchestra für die Achtung der Menschenrechte singt. „We Have a Dream“ heißt das musikalische Projekt, in dessen Rahmen Pop- und Rocksongs, Soul- und Jazzstücke für eine große Jazzband arrangiert wurden.

Zu hören sind dann beispielsweise Songs von Stevie Wonder, Nina Simone und Marvin Gaye, Sting, Rod Stewart und Donny Hathaway.  Inspiriert ist das Projekt von der „I have a dream“-Rede von Martin Luther King, die der amerikanische Bürgerrechtler 1963 in Washington hielt. Dazu passt thematisch der andere Teil des Gala-Konzerts, gestaltet vom Ricardo Del Fra Quintet. „Moving People“ ist die Musik überschrieben, die von der Kraft erzählt, die Menschen bewegt, von der Hoffnung, ein neues, besseres Leben zu finden und sich dafür auch auf den Weg in die Fremde zu machen. Poetische und gefühlvolle Klänge, komponiert von Del Fra und gespielt von fünf virtuosen Musikern an Trompete, Saxofon, Piano, Kontrabass und Schlagzeug, schaffen ein besonderes Erlebnis von konzertan­tem Jazz. Noch gibt es Karten für die Gala, aber langes Zögern ist nicht angesagt: Im vergangenen Jahr war die Veranstaltung im Staatstheater schnell ausverkauft.

Diese Resonanz ist für die Organisatorin eine Bestätigung für ihr unermüdliches Netzwerken in der Jazz-Szene und ihr ehrenamtliches Engagement, das hinter der Jazz­nacht steht.
Und sie ist ein Beitrag für die gute Sache, die Marianne Wöhrle-Braun mit der Veranstaltung verknüpft. Der Erlös der Jazznacht fließt zu gleichen Teilen an die Stiftung Horizonte und in den Young Artist Förderpreis. Letzterer wird nach einer Juryentscheidung auf dem Gebiet der bildenden Kunst vergeben. Im vergangenen Jahr erhielt Nikolai Leicher von der Hochschule für Bildende Künste in Dresden diese Auszeichnung. Dass ein mit Erlösen einer Schweriner Veranstaltung generierter Preis deutschlandweit ausgelobt wird, ist für Marianne Wöhrle-Braun ein großes Plus – und ein unbedingtes Muss: „So fällt der Fokus auf Schwerin. Die Preisträger kommen hierher, stellen hier aus. Das schafft überregional Aufmerksamkeit“, ist sie überzeugt.

Dass Schwerin mit Schönheit punkten kann, weiß die gebürtige Siegenerin, die viele Jahre in Karlsruhe lebte. Sie selbst kam 2005 zum ersten Mal hierher und verliebte sich gleich zweimal: in ihren heutigen Mann und in die Stadt, von der sie sagt, dass sie einfach wunderbar ist. Marianne Wöhrle-Braun ist davon überzeugt, dass Kunst und Kultur wichtige Zutaten zu dieser Strahlkraft sind und möchte mit der ihr eigenen Begeisterung einen Beitrag dazu leisten.
Apropos Strahlkraft: Auch im Zuge der Bewerbung um einen Platz auf der Welterbeliste sieht es die Organisatorin als Beitrag, wenn Weltklasse-Jazzmusiker den Spielort Schwerin entdecken. Und zum UNESCO-Welttag des Jazz am
30. April hat Marianne Wöhrle-Braun deshalb gleich noch ein besonderes Konzert in der Schelfkirche auf die Liste gesetzt – wohl­wissend, dass in den zurückliegenden Jahren die Künstler immer wieder von der einzigen Barock­kirche des Schweriner Residenz­ensembles begeistert waren.

In diesem Jahr spielen hier die Band Me, Myself & Them sowie Christophe Schweizer und Béla Meinberg. Besonders freut sich die Ideengeberin auf die Bandsängerin Sandie Wollasch. „Von ihrer Stimme sagen Musiker, dass sie zu den besten gehört, die wir hier in Deutschland haben“, sagt sie. Die Gäste erwartet also ein künstlerisches Juwel, das die Vitalität und Vielfalt des Jazz zeigt und bei dem alle richtig sind, die Musik lieben.
Karten gibt es in der Tourist-Information Schwerin und für das Gala-Konzert zusätzlich an der Kasse des Mecklenburgischen Staatstheaters.