19.01.2018

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„Fliegen kann ich auch so schon“

Im Porträt: Ingrid Mans, Familienpatin und passionierte Radfahrerin
Ingrid Mans (67) kümmert sich um Familien, die Hilfe benötigen. Foto: S. Krieg
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„Ich bin sehr erfüllt in dem, was ich tue“, sagt Ingrid Mans. Allerdings: So richtig in die Luft gehen, das möchte sie noch gern mal – Fallschirmspringen oder Segelfliegen wären echt was. Zwischen Himmel und Erde zu schweben, hieße für sie, Freiheit zu genießen.
„Obwohl: Fliegen kann ich ja auch so schon“, sagt sie und lacht. „Bei meiner Arbeit im Schweriner Se­nio­ren­bü­ro muss ich deswegen oft mal wieder runtergeholt und gebremst werden. Mit mir ist es nicht immer einfach.“

Über das Seniorenbüro koordiniert die 67-Jährige zusammen mit Eva-Marie Tempelhahn das Projekt Familienpaten, das im Opens external link in new windowSchweriner Bündnis für Familie entstanden ist. Ingrid Mans‘ ehrenamtliches Wirken gehört sozusagen zu ihrem dritten Leben.

Ihr erstes Leben, so nennt sie es selbst, begann 1951 in Sachsen. Sie wurde in Aue geboren und wuchs in Zwickau auf. Nach dem Abitur mit Berufsausbildung zur Krankenschwester ging es für sie ein Stück weiter Richtung Norden: An der Berliner Humboldt-Universität studierte sie von 1969 bis 1973 Medizinpädagogik und fand dann eine Anstellung in unserer Stadt.
Und zwar als Lehrerin an der Bezirksakademie des Gesundheits- und Sozialwesens, wo sie vor allem Mediziner und Krankenschwes­tern, aber auch Krippenleiterinnen fortbildete. „Meine Spezialstrecke war die Psychologie“, sagt sie. Auf anderen Gebieten unterrichtete sie ihre erwachsenen Schüler ebenfalls – von Anatomie über Pathologie bis zur Hygiene.
„Ich fand es sehr interessant, in viele Bereiche hineinschnuppern zu können“, denkt sie gern an diese Zeit zurück. „Ich mochte den Austausch mit den Leuten aus der Praxis und habe von ihnen selbst auch eine Menge gelernt.“ Und es habe ihr gefallen, weitgehend selbständig arbeiten zu dürfen, Kurse auf die Beine zu stellen, Referenten zu organisieren.

Kurz nach der Wende wurde die Fortbildungseinrichtung geschlossen – und damit begann Ingrid Mans‘ zweites Leben. Sie wechselte ins Sozialministerium unserer Landesregierung, wo sie als Referentin in der Abteilung Familie arbeitete. Ihre erste Aufgabe war es, die Schwangerschafts- und Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern zu etab­lieren. Und zum Schluss stand für die dreifache Mutter dann die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch dienstlich im Mittelpunkt. Sie organisierte zum Beispiel Fördergelder für die frisch gegründeten lokalen Bündnisse für Familie im Lande.

Sich nach dem Berufsleben einfach nur buchstäblich zur Ruhe zu setzen, kam für die Ingrid Mans nicht in Frage. So ließ sie sich zur Senior-Trainerin ausbilden und engagierte sich im Schweriner Bündnis für Familie. Über eine Umfrage ermittelte das Bündnis, was Familien in Schwerin fehlt. Ergebnis: schnelle, unkomplizierte Hilfe in Notsitua­tionen. Daraus entstand 2011 das Projekt „Familienpaten“. Mans rief dies zusammen mit Margarete Schulz als Abschluss ihrer Senior-Trainer-Ausbildung ins Leben.
Etwa 12 bis 15 Paten sind derzeit aktiv. Sie betreuen zum Beispiel Kinder, begleiten Eltern zu Behörden und Ärzten. Dies alles kostenlos. Auch Flüchtlingsfamilien setzen auf die Hilfe von Paten. „Wir füllen Nischen aus, übernehmen also das, was Profis, wie Beratungsstellen und Jugendämter, nicht machen können“, betont Mans.

Sie selbst koordiniert nicht nur, sondern betreut hin und wieder auch selbst Familien. Zum Beispiel half sie vor einiger Zeit einer alleinerziehenden Mutter beim Sortieren von Akten. Es ergab sich dabei aber, dass die junge Frau eher jemanden brauchte, der ihr zuhört. Daraus sei eine Freundschaft entstanden, die noch heute anhalte. Jetzt ist Ingrid Mans Patin für eine Familie, wo sie zur Entlastung der Eltern immer mal kurzzeitig auf deren Kinder aufpasst.

Auch wenn sie durch ihre ehrenamtliche Arbeit viel gefordert ist, bleibt ihr noch genug Zeit für Hobbys. So erledigt sie Gartenarbeiten, stickt, strickt und spielt Klavier. Gern ist sie auch mit ihren Enkeln zusammen.
Und sie liebt das Fahrradfahren. Hin und wieder tourt sie zusammen mit ihrem Mann und Freunden. Aber wenn es so richtig weit weg gehen soll, dann fährt sie ganz ohne Begleitung los. Letztes Jahr beradelte sie zum Beispiel die Ostseeküste von Flensburg bis Ahlbeck, und das Jahr davor fuhr sie 1.100 Kilometer die Elbe entlang.
„So ganz allein auf Fahrradtour zu gehen, ist für mich Selbsterfahrung“, sagt Ingrid Mans. „Und der Inbegriff von Freiheit.“ S. Krieg