15.06.2018

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Bücher, Wikipedia und Youtube

Corinna Hopf leitet beim Landtag den Bereich Parlamentarische Informationsdienste
Corinna Hopf (47) liebt Literatur. Foto: S. Krieg
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Beeindruckende alte Wälzer in schweren dunklen Einbänden stehen in den Regalen neben Corinna Hopfs Arbeitsplatz in der Opens external link in new windowLandtagsbibliothek im Schloss, aber auch jede Menge neuerer Werke, Wörterbücher zum Beispiel und das „Lexikon boshafter Zitate“. Letztes leihen sich die Parlamentarier doch sicher gern mal aus, um ihre Debattenbeiträge zu würzen? „Nein, das schaffen die Abgeordneten ganz allein, dazu brauchen sie das Buch nicht“, sagt Hopf und schmunzelt.

Der Großteil der Literatur in der Landtagsbibliothek behandelt ja auch juris­tische Themen. Und die ist gut nachgefragt. Ein Politiker benötigt kurzfristig – meis­tens sehr kurzfristig – einen Kommentar zu einem Gesetz, oder jemand will wissen, wie bestimmte Vorschriften in anderen Bundesländern gehandhabt werden? Kein Problem: In der Landtagsbibliothek wird Fraktionsmitarbeitern, Abgeordneten und Ver­wal­tungs­­ange­stellten umgehend weitergeholfen. „Wir arbeiten hier schnell und kundenorientiert“, betont Corinna Hopf.

Die Beschäftigten der Bibliothek recherchieren in Büchern und Zeitschriften aus dem eigenen Bestand sowie dem anderer Bibliotheken und arbeiten sich zügig durch Datenbanken. Was nicht digital vorliegt, wird oft eingescannt und den Kunden kurzfristig zur Verfügung gestellt.
Manchmal klickt Corinna Hopf sich auch selbst durch Dokumente oder zieht Bücher von den Borden. Als Leiterin der Parlamentarischen Informationsdienste behält sie vor allem den Überblick und trifft Entscheidungen, unter anderem darüber, ob Medien als Print- oder digitale Ausgabe zur Verfügung stehen. Hier müssen praktikable Lösungen gefunden werden.

Bibliothekarin sei schon immer ihr Traumberuf gewesen. „Ich weiß, Sie möchten jetzt wissen, warum und wie ich dazu gekommen bin“, ahnt sie die nächste Frage. „Meine Mutter hat in meiner Heimatstadt Güs­trow die Bibliothek der Pädagogischen Hochschule geleitet. So war ich auch schnell fasziniert von Büchern und der Atmosphäre in der Bücherei. Gelesen habe ich als Mädchen ohnehin schon gern. Besonders toll fand ich die Bücher der Wolkow-Reihe, ich erinnere mich zum Beispiel an den ‘Zauberer der Smaragdenstadt‘.“
In der Güstrower Stadtbibliothek lernte sie zunächst den Beruf der Bibliotheks­assistentin. Nach der Wende studierte sie vier Jahre lang an der Fachhochschule Leipzig Bib­lio­thekswesen und holte parallel dazu ihr Abitur nach. „Ich habe mich auch deshalb fürs Bibliothekswesen interessiert, weil Mathe nicht gerade meine Stärke war“, gibt sie augenzwinkernd zu.

Ihre erste Station als Diplom-Biblio­thekarin war dann gleich das Schweriner Schloss. Ende 1995 fing sie in der Landtagsbibliothek auf einer befristeten Stelle an. Zwei Jahre darauf wechselte sie in das Sachgebiet Dokumentation, für das sie sich später an der Fachhochschule Potsdam ein Jahr lang weiterbildete. Wie geht man mit bestimmten Medien um, wie bereitet man sie wissenschaftlich auf? Das sind Fragen, die eine Dokumentarin beantworten können muss. Dennoch: Dokumente sortieren sollte doch auf Dauer recht eintönig sein. „Ich weiß, das könnte man denken“, sagt Corinna Hopf. „Aber zur Dokumentation gehört viel mehr als nur zu ordnen und zu verschlagworten. Ich habe mir alle Dokumente genau durchgelesen und anschließend dazu Abs­tracts geschrieben, also kurze Zusammenfassungen.“

Noch heute kennt sie sich ziemlich gut aus mit den Amtlichen Mitteilungen, Gesetzentwürfen, Antworten auf Anfragen, Beschlussempfehlungen und all den anderen Dokumenten, die im Landtag reichlich anfallen. Etwa zehn Jahre arbeitete sie auf dem Sektor, war in dieser Zeit aber auch immer einen Tag pro Woche in der Bibliothek tätig. Im Jahr 2010 durfte sie dann ganz wieder zurück dorthin: Die Leiterin Helga Haak ging in Rente, Corinna Hopf übernahm deren Position und damit auch die Zuständigkeit für die Dokumentation und das Landtagsarchiv.

Was viele nicht wissen: Die Landtagsbibliothek steht jedermann offen. „Wir helfen bei allen Anfragen, sofern wir es können“, betont Hopf, „am besten vorher anrufen.“ Selbst angehende Akademiker, vor allem Jura-Studenten, griffen bereits gern auf das Angebot zurück.

Zu ihrem Aufgabengebiet zählen auch die Pflege der Wikipedia-Seite des Landtags und dessen Youtube-Kanals. Die Parlamentssitzungen können live verfolgt werden, anschließend werden die Videos hochgeladen und auf der Website des Landtags mit den dazu gehörigen Parlamentsdokumenten verlinkt. Corinna Hopf ist zudem verantwortlich für den Medienspiegel, den Fraktionen und Ministerien täglich erhalten.

Nachdem sie 1995 für ihren Job von Güstrow nach Schwerin umgezogen war, befindet sich ihr Lebensmittelpunkt seit 2000 in Ros­tock, wo ihr Mann arbeitet. Für die Familie, zu der auch ihre 16-jährige Tochter gehört, nimmt sie sich viel Zeit und arbeitet sogar verkürzt.
So gern sie in der Hansestadt wohne, bedauere sie es doch, dass sie es nicht schaffe, die vielen kulturellen Ereignisse in unserer Stadt wahrzunehmen. Dafür aber in Rostock. „Ich gehe zum Beispiel gern in Ausstellungen; da ist es ganz praktisch, dass sich bei uns zu Hause gleich gegenüber die Kunsthalle befindet“, sagt sie. Zudem sei sie eine eifrige Theaterbesucherin.

Manchmal muss es auch Kultur ganz anderer Art sein. Toll fand sie Charly Hübners Film „Wildes Herz“ über Monchi, den Sänger von Feine Sahne Fischfilet. Die Punkband habe sie bereits live gesehen.

Begeisterte Leserin ist die 47-Jährige bis heute geblieben. Sachbücher müssen es aber nicht sein, damit hat sie beruflich schon genug zu tun. Viel lieber vertieft sie sich in einen Roman, derzeit in Donna Tartts „Der Distelfink“. S. Krieg