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Stadthistorie und Vergleiche
„Der Dom“, sagt Kathleen Kühnel, „ist mein Lieblingsbauwerk in Schwerin. Ich bin ja in der Mecklenburgstraße, der damaligen Hermann-Matern-Straße, aufgewachsen und konnte immer auf den Turm gucken.“ Die 48-Jährige wohnt auch heute wieder im Stadtzentrum, ganz in der Nähe von Schwerins größter Kirche. Kein Wunder, dass der Dom ihre Lieblingsstation ist, wenn sie Touristen durch unsere Stadt führt.
Die gebürtige Schwerinerin entschied sich im Jahr 2008, Stadtführerin zu werden. „Ich wollte mit Menschen arbeiten und unsere Stadt besser verkaufen“, sagt sie. Zudem habe sie sich schon früh für Geschichte interessiert, auch den Geschichtsunterricht in der Schule gemocht. Inzwischen kennt sie eine Menge Daten zur Historie unserer Stadt. Kathleen Kühnel schmunzelt: „Aber nur mit den reinen Fakten braucht man den Leuten nicht zu kommen; sie wollen unterhalten werden. Und das mache ich auch gern.“
Zur Gästeführerin ausgebildet wurde sie vor zirka siebeneinhalb Jahren übrigens in Vorbereitung auf die BUGA. Der Kurs dauerte knapp fünf Monate. Zunächst führte sie Touristen auf der Standardroute durchs Stadtzentrum. Aber dann begann auch schon die Gartenschau. „Das war sehr anstrengend, auf der anderen Seite aber auch aufregend und schön. Und letztlich ging es ja bei den Führungen nicht allein um Pflanzen und Gartenbau. Da wir Schloss und Altstadt immer im Blick hatten, ließen sich die Themen Garten und Stadtgeschichte sehr gut miteinander verbinden.“
Kathleen Kühnels eigentlicher Beruf ist Facharbeiterin für Schreibtechnik, Sekretärin also. Nach ihrer Lehre im Schweriner Kabelwerk blieb sie noch etwa zwei Jahre bei dem Betrieb, in der allgemeinen Stellenabbauwelle der Wendezeit wurde sie dann jedoch entlassen.
Danach, ab 1991, arbeitete sie im Rechtsamt der Stadt. Nachdem im Jahr 1999 ihr zweiter Sohn geboren wurde (den ersten bekam sie bereits 1989) hörte sie erstmal auf zu arbeiten, um sich intensiv um ihr Kind kümmern zu können.
Das Thema Recht aber ließ sie fortan nicht los. „Als die Stadt vor fünf Jahren Mitarbeiter für ihre Schiedsstelle suchte, dachte ich mir, da kannst du dich einbringen“, erinnert sie sich. Die Frau mit Verwaltungserfahrung und Grundkenntnissen in juristischen Fragen bewarb sich und wurde angenommen. Noch heute arbeitet sie dort, bietet zusammen mit einem Kollegen zweimal im Monat eine Sprechstunde an, schlichtet zwischen Streithähnen, beurkundet Vergleiche. „Leider“, sagt sie, „wissen viele gar nicht, dass es die Schiedsstelle überhaupt gibt und dass es für sie dort viel kostengünstiger als bei einem Gerichtsverfahren wird.“
Ein wichtiger Anlaufpunkt ihrer Stadtführungen ist – wie könnte es anders sein – auch das Schloss. Sie gibt zu, dass sie zwar schon oft drin gewesen ist, aber das Bauwerk lange Zeit hauptsächlich von außen angesehen hat: ein schmuckes Stück Schweriner Architektur – und fertig. Aber irgendwann kam der Punkt, an dem sie mehr wissen wollte. Inzwischen findet sie den Prachtbau insgesamt so spannend und interessant – also auch von innen betrachtet – dass sie sich zur Schlossführerin schulen lässt. Somit wird für sie in ein paar Monaten ein weiteres berufliches Standbein hinzukommen. Wenn die touristische Hauptsaison wieder losgeht, steht bei Kathleen Kühnel also mehr auf dem Plan als in den Jahren zuvor.
Ein kleiner Höhepunkt liegt aber bereits in diesem Monat an: Am 21. Februar ist Weltgästeführertag. Der Schweriner Gästeführerverein bietet zu diesem Anlass an zwei Tagen (20./21. Februar) Rundtouren mit dem roten Doppelstockbus und kostenlose Führungen an. Die Begleitung dieses auffälligen Vehikels gehört sonst mit zu Kühnels Aufgaben; am Weltgästeführerwochenende jedoch führt die Schwerinerin ihre Gäste auf und durch besondere Höfe.
Man kann übrigens sogar sagen, dass Kathleen Kühnel auf gewisse Weise Schwerins führende Stadtführerin ist, denn seit 2013 leitet sie den hiesigen Gästeführerverein, der immerhin über 80 Mitglieder hat.S. Krieg