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Endlich wieder an frischer Luft
Endlich wieder draußen an der frischen Luft arbeiten!, freute sich Hartmut Basener. Es war der Frühling vor sieben Jahren, und der heute 61-Jährige trat seinen Job als Hafenmeister beim Schweriner Segler-Verein von 1894 an. Passt, denkt man. Denn mit seinem Rauschebart wirkt Basener schon so ein bisschen wie ein alter Seebär.
Ist er aber gar nicht, nicht mal annähernd. Zumindest zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn hatte er mehr mit Sand und Steinen zu tun als mit Wasser. Und beinahe auch mit Feuer und Eisen.
Basener ist in dem Dorf Groß Siemz bei Schönberg aufgewachsen, gleich neben einer Schmiede. Selbst Schmied sein – das wäre für den kleinen Hartmut etwas gewesen. Aus unterschiedlichen Gründen wurde es aber für ihn nichts mit einer Laufbahn am Amboss. So lernte er Mitte der siebziger Jahre erstmal Baufacharbeiter – Berufsausbildung mit Abitur.
Er zog 1974 nach Schwerin, um beim Betrieb Geologische Forschung und Erkundung anzufangen. Auf die Gesteinskunde kam er damals durch seinen Bruder, der Geologie studierte. Hartmut Basener fehlte zwar das Fachwissen, so dass er als sogenannter Kollektor erstmal durch Mecklenburg reiste und nur Proben nahm: Kies, Ton, Kalk. Aber schon zwei Jahre später schrieb er sich an der Bergakademie Freiberg ein, wo er Geologie studierte. Drei Jahre später, 1979, ging es für den Norddeutschen, der klare Luft und einen blauen Himmel gewohnt war, in die Lausitz: Braunkohle-Vorerkundung war dort seine Aufgabe.
Nicht lange, und es zog ihn zurück nach Mecklenburg. Seine schwangere Frau und seine fünfjährige Tochter Franziska lebten nach wie vor in der alten Heimat. Nur fand er partout keine Arbeit als Geologe – nicht in Schwerin und auch nicht in der Region. Also wechselte er notgedrungen das Metier: Er wurde Schichtleiter in einer Kaufhalle auf dem Großen Dreesch. „Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung von der Materie, aber irgendwo musste ich ja arbeiten. Und letztlich habe ich mich dann auch schnell eingefuchst.“ Wobei ihm sicher das parallele Einzelhandelskaufmann-Fernstudium half.
Mitte 1989 machte er sich dann mit einem Obst- und Gemüseladen in der Werderstraße selbständig: Er war Kommissionshändler, so hieß das in der DDR. Später eröffnete er noch einen Tante-Emma-Laden in der Johannesstraße. Vor zehn Jahren schloss er hier aber für immer ab, das Geschäft in der Werderstraße hatte er bereits ein paar Jahre zuvor dichtgemacht.
Klar, es war anstrengend für ihn, tagein, tagaus hinterm Tresen zu stehen und Äpfel, Bananen, Schnaps und Pudding zu verkaufen. Aber nun ging es für Basener gleich von hundert auf null: Es begannen drei Jahre der Arbeitslosigkeit.
Ein alter Bekannter vermittelte ihm dann den Job am Schweriner Innensee. Wellen, Wind und Weite haben Basener schon immer fasziniert, er besaß auch mal ein kleines Boot. Ein echter Skipper ist aus ihm jedoch nie geworden. Er schmunzelt und sagt: „Gut, ich bin nicht in der Lage, mit Seglern Fachgespräche zu führen, aber übers Segeln kann ich schon mehr sagen als übers Skifahren.“
Was hat ein Hafenmeister denn zu tun? „Zum Beispiel bin ich zuständig für Ordnung und Sauberkeit auf dem Gelände, dazu gehören auch Pflege- und Reparaturarbeiten“, sagt er. „Und wenn Gastlieger kommen, nehme ich deren Anmeldung entgegen, informiere sie über unsere Stadt, teile ihnen mit, wo sie Segelmacher, Bootsausrüster und so weiter finden. Außerdem hebe ich mit unserem Kran Boote aus dem Wasser und hinein. Zu tun gibt es jedenfalls immer reichlich, selbst außerhalb der Saison.“
Besondere Naturerlebnisse sind für Hartmut Basener hier übrigens inklusive: „Im Herbst und Winter komme ich manches Mal zur Arbeit, wenn es noch dunkel ist und Nebel über dem See liegt. Die Sonne arbeitet sich langsam hindurch. Ich stehe dann am Hafen in der Stille, atme ruhig und tief und erlebe den Sonnenaufgang.“ S. Krieg