Kultur
Vergessen, trotz opulenten Werks
Kennen Sie die Plastiken „Junge mit Taube“ am Pfaffenteich, die „Ruhende“ vor der Schelfkirche, sogar die „Schwimmenden“ vor der Schwimmhalle am Dreescher Markt oder auch die Figurengruppe „Jugend und Sport“ im Lankower Grünzug nahe der Straßenbahntrasse? Alle diese bronzenen Wegbegleiter haben denselben Vater: Der Bildhauer August-Martin Hoffmann (1924-1985) schuf sie, sowie viele weitere Plastiken für seine Wahlheimat im Zeitraum von 1967 bis 1985. Kein anderer regionaler Künstler hinterließ so viele plastische Bildwerke in Schwerin und doch ist sein Name dem öffentlichen Gedächtnis entfallen.
Auch über den Werdegang seiner Kunstwerke ist bisher wenig bekannt. Wer weiß zum Beispiel, dass die populäre Plastik „Junge mit Taube“ insgesamt drei Mal in Überlebensgröße gegossen wurde und auch in Dresden und Parchim zu finden ist bzw. war? Oder dass die wie Wabenmuster anmutenden Betonformsteinmauern in Lankow und am Nordufer des Pfaffenteichs auch ein Werk des Künstlers sind und sich auch außerhalb der Landeshauptstadt großer Beliebtheit erfreuten?
Hoffmanns Arbeiten sind Weggefährten der Schweriner Bewohner, sie prägen unser Stadtbild und dokumentieren zugleich die unterschiedlichen Phasen der Stadtentwicklung der vergangenen vierzig Jahre und doch waren sie stets stumm, wenn es um ihre eigene Geschichte ging. Dies wären sie wohl auch geblieben, doch durch die Schenkung des umfangreichen künstlerischen Nachlasses von Hoffmanns Erben an die Landeshauptstadt ist es nun erstmals möglich, das facettenreiche Künstlerleben und die Entstehungsgeschichte seiner Werke nachzuvollziehen. Die erhaltenen Modellplastiken, Vorstudien und Dokumente geben einen Einblick in ein bisher noch zu wenig beachtetes Feld regionaler Kunst- und Kulturgeschichte der DDR und zeigen Möglichkeiten, Grenzen und Erfindergeist.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am 2. Dezember um 18 Uhr statt. Ab dem 3. Dezember 2022 bis zum 12. Februar 2023 ist die Ausstellung „Schweriner Schwergewichte. August-Martin Hoffmann 1967-1985“ im Kulturform Schleswig-Holstein-Haus täglich außer Montag in der Zeit zwischen 11 und 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt in die Ausstellung beträgt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro.
Dr. Jakob Schwichtenberg