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Keine Gnade
Paul spricht nicht mehr mit mir. Der Großherzog ist beleidigt. Zeigt mir nicht nur sein Hinterteil, sondern auch die kalte Schulter.
Dabei wollte ich doch nur sein Bestes, als ich vor einem Monat davon berichtete, dass er Schwerin erst zu der Stadt gemacht hatte, die sie heute ist. Doch eine kleine Nachlässigkeit sorgte dafür, dass ich die Namen Ludwigslust, das er ja freundlicherweise nach 70 Jahren Herrschersitz verlassen hatte, und Schwerin vertauschte. Verwirrtheit, Überforderung, die Bautätigkeit auf unserem Platz, ja sogar mein neuer Nachbar höchst selbst – außer Alkohol kann alles der Grund dafür sein, dass ich meinen Fehler nicht bemerkte.
Leo sagt ...
Ich versuchte mich bei Paule zu entschuldigen, streute statt Asche Bauschutt auf mein steinernes Haupt, aber er ist nicht zu besänftigen. Toleranz gehört vielleicht nicht zu den großherzoglichen Tugenden. Obwohl Pauls Mutter die russische Großfürstin Helena Pawlowna Romanowa war, obwohl er eine mehr oder weniger internationale Ausbildung in Genf, Jena und Rostock erhielt und auch seine Verdienste um das mecklenburgische Rechtswesen erwarb, zickt er herum wie ein deutscher Kleinbürger, der Fehler anderer einfach nicht verzeihen kann.
Ich bin nur froh, dass ich kein Untertan von Paul Friedrich bin. Wahrscheinlich hätte er mich zum Petermännchen in den Schlosskeller gesperrt. Der war, wie man so hört, nämlich auch kein so gnädiger Geist. Polterte im Schloss herum und erschreckte die Bewohner.
Euer Museums-Löwe