17.05.2024

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In die Modewelt hinaus

Designschüler Melissa Warnke und Luke Schultz gestalten Kreationen für die NEWLOOK
Inspiriert von Heldinnen: Mode hat für Melissa und Luke viel mit Emotionen zu tun.
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Laufsteg, Catwalk, Runway: Das alles gibt es nicht nur in Mailand, Paris oder New York. Wenn Schüler der Designschule zur NEWLOOK einladen, dann ist auch in Schwerin ein bisschen Glamour zu spüren. Die Absolventen des Fachbereichs Modedesign wollen am 6. Juli ab 19 Uhr im Digitalgarden ihre Kreationen zeigen. Es ist bereits die 12. NEWLOOK – hier entsteht auch in der Landeshauptstadt eine Tradition.

„Sheroes“ lautet in diesem Jahr die Überschrift. Das Wort setzt sich als „She“ und „Heroes“ zusammen – steht also für weibliche Helden, für Heldinnen, für Frauen, deren Leistungen in den Fokus gerückt werden sollen. „Es gibt viele Frauen, die zu wenig Aufmerksamkeit bekommen haben oder in Vergessenheit geraten sind“, sagt Melissa Diana Warnke. Die 21-Jährige gehört zu den Absolventen der Designschule und hat die zurückliegenden drei Jahre als große Bereicherung erlebt – kreativ wie fachlich. „Wenn ich jetzt auf meine Kollektion schaue, sehe ich die Entwicklung“, sagt Melissa und freut sich, dass sie und ihre Mitschüler dies nun mit der NEWLOOK nach außen tragen können. Als „ihre“ Heldin hat sie Gertrude Ederle ausgesucht – die erste Frau, die den Ärmelkanal durchschwamm. Viele hatten Ederle diese Leistung nicht zugetraut und noch am Tag vor ihrem Triumph war in der Zeitung zu lesen, eine Frau könne nun einmal nicht so gut sein wie ein Mann.

Getrtrude Ederles Foto hängt an einem Wandbord in der Designschule – zusammen mit den Bildern der anderen „Sheroes“. Eine Heldin fällt auf, weil es von ihr nur eine Zeichnung gibt: Bibi Blocksberg, Zeichentrickfigur, Hexe, Filmstar. Luke Schultz hat sie für seine Kollektion gewählt, weil sie eine Heldin seiner Kindheit ist und viel Inspirationsraum bietet. „Es geht ja bei diesem Projekt nicht darum, die Kleidung einer Heldin auf unsere Entwürfe zu übertragen, sondern aus deren Tun etwas Eigenes zu entwickeln“, sagt der 20-Jährige.

Gedanken und Aussagen in Mode zu übersetzen – daran haben die jungen Leute in den zurückliegenden Jahren immer gearbeitet. Mode, sagt Luke, ist für ihn ein Mittel, seine Kreativität auf Kleidung zu projizieren. Er arbeitet für seine Sheroes-Kollektion viel mit Satin, Samt und gelben Federn, angeregt von Bibis Haaren. Inspiriert vom Thema Hexen gehen seine Entwürfe aber in eine Richtung, die düsterer ist als es die fröhliche Comicfigur impliziert – hin zu Walpugisnacht und Hexensabbat.

Drei Outfits zum Thema setzt jeder der Schüler um. Das bedeutet manchmal auch, die Nächte durchzunähen. Dennoch sind Luke und Melissa in ihrem Element. Melissa hat schon im Alter von sieben Jahren an der Nähmaschine gesessen, Mutter und Großmutter haben es ihr beigebracht. „Ich habe schon immer die verrücktesten Klamottenkominationen getragen, egal, was die anderen sagen“, erinnert sie sich – und schon damals sei ihr klargeworden, dass sie Modedesignerin werden wolle. Das Angebot der Designschule kennt sie durch einen Tag der offenen Tür – und zog dafür aus der Nähe von Hamburg nach Schwerin.

Luke, der in Neustadt (Holstein) zu Hause ist, entdeckte die Schule durch einen Freund. Es sei richtig gewesen, aufzubrechen und ins kreative Fluidum rund um die Schweriner Designschule einzutauchen. „Ich habe hier viele Künstler kennen gelernt, es ist ein cooler Austausch“, schwärmt er. Perspektivisch will er weiterziehen, möglicherweise noch studieren und dann nach Hamburg gehen, um dort als Dragperformer etwas zu erreichen. Drag ist Luke große Leidenschaft und sein in der Designschule erworbenes Know-how ermöglicht es ihm, eigene Mode für seine Performances zu kreieren. Er sieht die Rolle der Mode auch darin zu polarisieren, Reaktionen zu provozieren, Austausch anzustoßen. „Wenn ich Drag performe, bekomme ich von den meisten Menschen ein positives Echo“, sagt er. Melissa wiederum wünscht sich mehr Offenheit für modische Ausdrucksformen, die sich dem Mainstream entziehen. Sie sieht manche in den Sozialen Medien gehypten Trends kritisch – vor allem, wenn sie Druck auslösen oder durch fehlendes Geld und körperliche Voraussetzungen nicht allen zugänglich sind. „Trends können die Gesellschaft auch spalten“, sagt Melissa.

Sie möchte jetzt in die Welt hinaus: nach Hamburg ziehen, um Anschluss an die Branche zu bekommen, vielleicht als Stylistin arbeiten und später einmal als selbstständige Designerin an einer eigenen Marke arbeiten. Auch der Traum eines Umzugs nach London steht. Sowohl Melissa als auch Luke ist klar, dass sie Erfahrungen sammeln, mit Menschen in Kontakt kommen, andere Kulturen sehen wollen – und müssen, um ihr kreatives Reservoir immer wieder zu füllen. Was sie und andere dann daraus schöpfen – Besucher der NEWLOOK dürfen gespannt sein. Genauso, wie auf die „Sheroes“, deren Zahl sich nicht in den vorgestellten erschöpft. Luke bringt es auf den Punkt: „Ich bewundere jeden, der den Mut gehabt hat, über den Tellerrand zu sehen.“