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Glücklich sein im HofgärtnerHaus
Als sich Ludwig Rehberg 2005 ein gebrauchtes Fahrzeug mit allem Drum und Dran leistete, war der Wunsch vom Traumauto erfüllt. Fehlte nur noch das Traumhaus! Das hatten sich Elke Genzmer-Rehberg und ihr Mann immer am Wasser vorgestellt. Schließlich sind sie Paddler und lieben das nasse Element. Ein erstes Mal schauten sich die Hamburger im gleichen Jahr deshalb im Immobilienteil ihrer Regionalzeitung um. Dort stießen sie auf ein Angebot aus Schwerin, der Stadt, in der Elke Genzmer-Rehberg groß geworden ist und aus der sie mit ihrer Familie 1958 in den Westen gegangen war. „Ein Haus am See“ war dort zu haben. Das Exposé vom Makler ließ nicht lange auf sich warten. Als Rehbergs das Foto vom Haus am Schleifmühlenweg 4 sahen, war es Liebe auf den ersten Blick. Nach einer ersten Besichtigung und wenigen Tagen Bedenkzeit beschlossen sie, ihren bisherigen Wohnort in Hamburg Lurup nach 30 Jahren aufzugeben.
Traumhaft liegt das Anwesen am Faulen See, direkt bis an die Uferkante geht es. Vor der Haustür liegt der Schweriner Schlosspark und noch ein paar Hundert Meter weiter die Altstadt. Alles Argumente, die für einen Kauf sprachen. Allerdings war das Haus selbst in einem bedauernswerten Zustand. „Es schrie danach, von jemandem liebevoll restauriert zu werden“, erinnert sich Ludwig Rehberg. Und fügt hinzu: „Wir hatten Lust, unseren Lebensabend damit zu verbringen.“ Also stürzte sich das Paar in das Haus-Abenteuer. Mit Handwerkern und in Eigenleistung wurden das Dach erneuert, die Fassade repariert und gestrichen, die Fenster saniert, der Keller ausgebaut und über der Veranda der Balkon wieder hergestellt. Vieles lag in dieser Zeit in den Händen von Elke Genzmer-Rehberg, denn ihr Mann pendelte noch täglich zum Job nach Hamburg. Dennoch: Das neue Zuhause genoss das Paar in vollen Zügen. Auf der Wiese mit alten Obstbäumen wurde nach und nach ein Garten angelegt, die denkmalgeschützte Terrassierung in einen Lavendelhang verwandelt.
Denkmalgeschützt? Ja, erst während des Bauens und Machens wurde Rehbergs klar, dass sie ein besonderes Haus erworben hatten. In der Kirchgemeinde der Schlosskirche, in die sie sich heute aktiv einbringen, ist das Anwesen am Schleifmühlenweg als „Bischofshaus“ bekannt. Über 40 Jahre lang lebte im Erdgeschoss der Bischof. Ludwig Rehberg zeigt im Garten einen gepflasterten als Bischofssitz bezeichneten Platz unter hohen Bäumen. Hier habe sich der Kirchenobere zurück gezogen, wenn er mit jemandem ungestört reden wollte. Schließlich sei das Haus zu DDR-Zeiten von der Stasi überwacht worden, hat sich der Schweriner erzählen lassen. Doch die Geschichte des Hauses am Schleifmühlenweg 4 reicht noch viel weiter zurück, weiß das Paar mittlerweile. Erbaut wurde es 1822 vom ehemaligen Schleifmühleninspektor. Hofgärtner Theodor Klett, der die Planungen Peter Joseph Lennés für den Schweriner Schlossgarten umsetzte und unzählige Spuren in Schwerin hinterließ, hat über mehrere Jahrzehnte in dem Haus am Faulen See gewohnt. Vermutlich um 1840 zog er in die ehemalige Wickedesche Büdnerei am Faulen See, wie Christine Rehberg-Credé in ihrem 2010 erschienenen Buch „Theodor Klett -… einer der vorzüglichsten Gärtner“ schreibt. Gartenzaun und Pergola rahmen auf einer Zeichnung aus dieser Zeit das Haus des Hofgärtners und späteren Gartendirektors; Jahre später entstand dahinter eine von Hofbaurat Demmler geplante Scheune. Der Großherzog persönlich nahm den Bauplatz in Augenschein und genehmigte den Entwurf. Aus Aufzeichnungen Kletts weiß man, dass die Dienstwohnung nicht nur ihm und seiner Familie als Wohnung diente, sondern zugleich Zeichen- und Schreibbüro, Kassenlokal und Registratur sowie Aufbewahrungsort für Samen und andere Utensilien war. „Die Faszination des Hauses war emotional zu spüren, wenn sie auch nicht zu sehen war“, erinnert sich Elke Genzmer-Rehberg.
Heute erleben die neuen Bewohner das 300 Quadratmeter große Wohnhaus am Schleifmühlenweg sehr viel bewusster, genießen sie dessen Vorzüge tagtäglich. Das Buch über Theodor Klett findet sich selbstverständlich in ihrem Bücherregal und alte Aufnahmen des Anwesens zeigen sie Interessierten, beispielsweise ihren Feriengästen, gern vor. Am glücklichsten aber sind Rehbergs darüber, dass sie in Schwerin nicht nur ihr Traumhaus, sondern auch viele Freunde gefunden haben. In der Kirchgemeinde der Schlosskirche, im Schleifmühlenverein oder beim gemeinsamen Musizieren mit anderen knüpfen sie Kontakte. Denn das schönste Haus – so lautet eine ihrer Maxime – nützt nix, wenn man darin nicht glücklich ist!