18.02.2022

Kultur

Eine Viktoria für den Burggarten

Neues Spendenprojekt: Fotos und Informationen zum Verbleib der Rauch‘schen Figur gesucht
Die kranzwerfende Viktoria sitzt aktuell nicht in Potsdam-Sanssouci: Die Figur wurde für eine Restaurierung abgebaut, anschließend soll sie für einen Nachguss abgeformt werden.
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Der Schweriner Burggarten soll eine dritte Siegesgöttin bekommen: Die Freunde des Schweriner Schlosses haben bereits damit begonnen, Spenden für  die Figur einer sitzenden, kranzwerfenden Viktoria zu sammeln.

Bereits die Figuren der beiden Siegesgöttinnen auf der Orangerie konnten 2001 dank eines großangelegten Spendenprojekts zurückgekehren. Heute sind sie aus dem Ensemble nicht mehr wegzudenken – und damit hat sich auch ein Ziel der Schlossfreunde erfüllt: Ihr Anliegen ist es, zur historischen Authentizität des Schlossensembles beizutragen und so die Bewerbung fürs Weltkulturerbe zu unterstützen. Die dritte „Viktoria“ befand sich nach Recherchen von Vereinsmitgliedern im Burggarten, „in einer den Chorschluss der Kirche umgebenden Gartenanlage“.  So steht es in einer Festschrift von 1869. Inzwischen hat der Historiker Dr. Jakob Schwichtenberg, selbst Mitglied bei den Schlossfreunden, sogar ein Foto ausfindig gemacht.

Diese „sitzende, kranzwerfende Viktoria“ war ein Zink­abguss einer Figur, die der Bildhauer Christian Daniel Rauch ursprünglich für die Walhalla bei Regensburg gefertigt hatte. Insgesamt entstand damals ein Zyklus von Viktorien mit sechs verschiedenen Darstellungen der Personifikation des Sieges.
Die kranzwerfende Viktoria  gehört zu den beliebtesten Schöpfungen Rauchs: Abformungen gibt es in verschiedenen Materialien und Größen, so sind Schwestern der Regensburgerin unter anderem in der Eremitage in St. Petersburg und im Koninklijk Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen zu sehen. Auch der berühmte Viktoria-Pokal im deutschen Fußball, Vorgänger der Meisterschale, trägt eine Kopie.

 

Ambitioniertes Projekt
Für den Burggarten abgeformt wird eine lebensgroße Viktoria aus Potsdam-Sanssouci. Diese Figur wurde Ende November 2021 vom Sockel gehoben und in eine Bildgießerei gebracht. Dort soll sie in den ersten Monaten dieses Jahres von Verkrustungen befreit und restauriert werden. Das ist die Voraussetzung dafür, eine Silikonform für den Nachguss herzustellen. Die Genehmigung dafür hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg bereits erteilt.

Auch die Abstimmungen mit Landtagsverwaltung, Denkmalpflege und Restaurator zu Material und Standort haben bereits begonnen. Noch ist die Entscheidung zum Material nicht gefallen, ein weiß gefasster Bronzeguss ist am wahrscheinlichsten.

Für die Abformung hat der Verein dank vieler Spenden seiner Mitglieder und erster großzügiger Zuwendungen schon einen großen Teil der notwendigen Mittel auf dem Vereinskonto. Für den Neuguss, den Sockel und die Aufstellung im Burggarten werden voraussichtlich noch rund 100.000 Euro gebraucht. Wer bei Viktorias Rückkehr in den Burggarten helfen will: Das Spendenkonto des Vereins der Freunde des Schweriner Schlosses hat die Nummer DE81 1405 2000 0310 0355 38 (IBAN), NOLADE21LWL (BIC); Verwendungszweck ist Viktoria.

 

Fotos gesucht
Und auch bei Recherchen ist Hilfe gefragt. Denn noch sind viele Fragen rund um Viktorias Verschwinden aus dem Schweriner Burggarten ungeklärt. Das Foto im Archiv der Landeshauptstadt Schwerin ist das einzige, das aktuell von der kranzwerfenden Viktoria bekannt ist. Doch vielleicht gibt es weitere? Wer hat noch Bilder oder Informationen zum Verbleib der Figur? Gibt es möglicherweise alte Fotoalben mit Ansichten aus dem Burggarten? Weiß jemand, in welchem Zusammenhang der Abguss aus der Gartenanlage verschwand? Antworten sind auch Beiträge zur weiteren Erforschung der Schlossgeschichte. Wer helfen kann: Unter info@schlossverein-schwerin.de sind die Mitglieder des Schlossvereins zu erreichen.