15.02.2012

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Ein Herzlich Willkommen für jeden Fremden

Der Amerikaner Chuck Williams begeistert sich für das CouchSurfing und möchte gern noch mehr Schweriner dafür gewinnen
Bei einer Tasse Kaffee erzählt Chuck Williams über seine Erfahrungen mit dem CouchSurfing.Foto: Beate Schöttke-Penke
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Chuck Williams ist ein weit gereis­ter Mann. Sein Vater war in Amerika beim Militär, lernte auf diese Weise Menschen verschiedenster Nationalität kennen und schätzen. Und weil er – auch wenn sich berufliche Wege trennten – den Kontakt zu ihnen nicht abbrechen lassen wollte, besuchte er sie daheim. Mit im Gepäck sein Sohn Chuck, eigentlich Charles Lee. Österreich und Kanada, Italien und Frankreich, Tschechien und Dänemark, Mexiko, Polen und letztlich auch Deutschland hat das Vater-Sohn-Gespann auf diese Weise bereist. Den heute 43-jährigen in Kentucky Aufgewachsenen hat diese Art des Unterwegsseins geprägt. „Ich war immer irgendwo Gast, habe auf den Couchen anderer Leute geschlafen, liebe das Reisegefühl. Du kannst noch so gut planen, es wird sowieso anders kommen. Diese Ungewissheit ist etwas Schönes“, fasst der Schweriner seine Begeisterung in Worte. Diese komplett andere Art zu reisen, wirklich Land und Leute kennen zu lernen, schätzt der IT-Verantwortliche und Entwickler bei der Schweriner Firma BLUEDOTMEDIA. Er, der in dem Mediendienstleister für Verlage jeden Tag mit Computertechnik beschäftigt ist, kann einer wirklichen Begegnung mehr abgewinnen als hunderten virtuellen Freundschaften auf Facebook.
So verwundert es nicht, dass der Amerikaner, der seit 10 Jahren in der Landeshauptstadt lebt, sich für das CouchSurfing begeistert. Ein Freund hatte ihm davon erzählt, seit Januar 2009 gehört Chuck Williams zur Community. Die vernetzt sich weltweit über ein Internet-Portal und stellt Reisenden aus der ganzen Welt einfache Schlafplätze zur Verfügung. Die Idee zu dieser authentischen Art von Gastfreundschaft hatte Casey Fenton, ein Landsmann von Chuck. 2003 machte dieser mit drei Freunden die Internetseite zu einem internationalen Projekt. 2011 gehörten über drei Millionen Mitglieder in 81 500 Städten und 246 Ländern und Gebieten zur weltgrößten Reisegemeinschaft. Diese surfen entweder, nutzen also auf ihren Trips Schlafangebote, oder aber hosten, sind also selbst Gastgeber. Dann bieten sie eine Couch an, manchmal aber auch nur ein Treffen oder einen Stadtrundgang.  
Bei einem Kaffee in der Schweriner City spricht Chuck Williams begeistert über die Leute, die ihm auf diese Weise quasi ins Haus geflattert sind. Die vier Archäologen aus Hamburg beispielsweise, die während der Arbeiten an der Marienplatz-Galerie auf der Baustelle Altertumsfunde sicherten und denen er seine damalige Wohnung für ein paar Tage gleich ganz überließ. Die zwei Japanerinnen, die so ganz anders auf Deutschland reagierten als die Deutschen selbst. Und schließlich Simon, mittlerweile ein Freund, der mit dem Fahrrad nach Griechenland radelte und über seine CouchSurfing-Er-lebnisse dabei per Video-Blog berichtete.
Chuck Williams empfindet solche Begegnungen als Bereicherung.
„Du triffst jeden Tag neue Menschen, hast aber keine Zeit für sie. Jeder Mensch aber ist irgendetwas Besonderes. Bei CouchSurfing ist auf den Punkt gebracht, dass man sich diese Zeit nehmen will“, erläutert er. Klar könne man auch Bücher lesen, um etwas über das Leben anderer Menschen zu erfahren. „Doch wenn du diese Geschichte direkt vom einzelnen Menschen bekommst, so ist das viel besser“, ist Chuck überzeugt: „Du lernst viel über seine Herkunft, sein Leben, seinen Lebensstil.“ Und so wird sich der Amerikaner auch weiter für das CouchSurfing begeis­tern. Zwar kann er momentan die eigene Wohnzimmercouch nicht zur Verfügung stellen, weil Töchterchen Lucia ein eigenes Zimmer braucht und er nun mit seiner Frau Marina selbst im Wohnzimmer schläft. Doch sein Engagement ist damit nicht kleiner geworden. Zu einem Treffen mit Reisenden ist Chuck immer bereit und jüngst hat er sogar eine Schwerin-Gruppe gegründet. Knapp 50 CouchSurfer gibt es in der Landeshauptstadt. Chuck Williams möchte sie gern vernetzen, denn so könne man auf Anfragen aus aller Welt besser reagieren. Kann ein Couch-Anbieter sich einen Besuch zeitlich nicht einrichten, springt vielleicht ein nächster ein. Besonders freuen würde sich Chuck natürlich über neue Community-Mitglieder. Womit er sie werben würde? Chuck muss nicht lange überlegen: „Mit den Reisenden hatte ich oft eine Bombenzeit.“