Kultur
Danke, Klockenschauster!
Die Erinnerung an Achim Dikow wird bleiben
„Zehn Minuten vor halb sechs“, sagt Lars stolz und zeigt auf die Uhr im Schaufenster der Münzstraße. Zusammen mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester
macht der 4-Jährige Urlaub in Schwerin. Die vielen Uhren im Laden des Klockenschausters ließen seine Augen leuchten. „Da, fünf nach neun“, zeigt er auf eine alte Kuckucksuhr hinten an der Wand. Die Aufmerksamkeit von Uhrmacher Achim Dikow, der durch die weit offen stehende Ladentür das Interesse des jungen Uhren-Fans beobachtet, ist längst geweckt: „Du kannst die Uhr ja schon prima lesen“, staunt er. „Viele Kinder können eine Uhr gar nicht mehr ablesen, wenn sie nur Zeiger hat, weil es in der Schule oft auch gar nicht gelehrt wird“, sagt er und klingt dabei aber nur ganz kurz etwas nachdenklich.
„Du machst das toll, vielleicht wirst Du ja mal Uhrmacher und hier in Schwerin mein Nachfolger“. Er lächelt verschmitzt und man hat das Gefühl, dass die Vorstellung ihm Freude macht. Und dann nimmt der Klockenschauster die Uhrmacherlupe vom Auge und ist schon ins Gespräch gekommen.
Aus einem kleinen Ort in Baden-Württemberg sind sie nach Schwerin gekommen, sind begeistert von der Seenlandschaft, dem traumhaften Schloss und den freundlichen Menschen. Aufmerksam hört er den zufälligen Besuchern zu, fragt interessiert nach und erzählt von der Geschichte der Obotriten, die seinen selbst gebauten Uhren den Namen gaben, gibt Geheimtipps für Ausflugsziele, berichtet stolz von der Rettung vieler Kirchturmuhren in der Region aber auch von den Problemen, Uhrmacher-Nachwuchs
zu finden.
„Wir kommen nächstes Jahr garantiert wieder nach Schwerin“, verspricht die Mutter von Lars. Die Uhrenwerkstatt in der Münzstraße wird es dann nicht mehr geben. Die Erinnerung an den Klockenschauster Achim Dikow wird aber bleiben. Und Lars wird vielleicht doch einmal Uhrmacher.
Sebastian Knauer