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14.10.2016

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Immer ruhig Blut bewahren

Info-Nachmittag für Ärzte und Pflegekräfte zum Thema Kompressionsstrumpf-Versorgung
Zwei Experten in Sachen Kompressionsstrumpf-Versorgung: Schwes­ter Susanne und Peter Meier laden Ärzte und Pflegedienste zum Info-Nachmittag des Sanitätshauses Kowsky ein. Foto: Anja Bölck
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Peter Meier reißt sich ein Bein aus für andere. Er ist ständig in Norddeutschland unterwegs, pendelt von einer Arztpraxis, einem Stammtisch der Ärzte und einer Pflegeeinrichtung zur nächsten. Dort spricht er mit Fachkräften über Beine. Und Menschen, die sich auf die Beine machen müssen, weil sie unter Lymph- und Lipödemen leiden. Riesig sei der Nachholbedarf bei diesen Krankheitsbildern, sagt Peter Meier von der Herstellerfirma ofa bamberg – ein Experte auf diesem Gebiet. „Das Wissen, wie jemand mit einem Lipödem versorgt werden muss, ist noch dünn und erst in den vergangenen fünf bis zehn Jahren gereift. Davor spielte das Thema Lymphe im Arzt-Studium kaum eine Rolle“, schätzt er ein.
So kommt es, dass Schwester Susanne vom Opens external link in new windowSanitätshaus Kowsky oft erstaunliche Dinge erlebt: „Erst kürzlich kam zu uns ein Rollstuhlfahrer, dem hatte sein Arzt gesagt, er brauche keine Kompressionsstrümpfe, weil er ja eh den ganzen Tag im Rollstuhl sitze.“

Um Ärzte und Pflegedienste in und um Schwerin noch mehr für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren, lädt das Sanitätshaus Kowsky am 2. November erstmals zu einem Info-Nachmittag ein. Ärzte, Pflegefachkräfte, aber auch andere Interessierte treffen sich in der Handwerkskammer in Schwerin-Süd (Werkstraße 600). Schwester Susanne und Peter Meier berichten über die Kompressionsstrumpfversorgung bei Menschen mit Lymph- und Lipödem-Problemen. Was hat es mit dicken und dünnen Strümpfen auf sich? Was mit kurzen und langen? Flach- und Rundstrick? Und wie erkennt man überhaupt ein Lymph- und Lipödem?
„Ein Lipödem“, klärt Peter Meier auf, „erkennt man besonders an den starken Schwellungen im Hüftbereich, den sogenannten Reiterhosen. Oft sind die ganzen Beine geschwollen, die Füße jedoch gar nicht. Der Oberkörper ist erheblich schlanker. Das erweckt den Anschein, dass Hüfte und Beine nicht zum gleichen Menschen gehören.“

Es sind meistens Frauen, die unter dieser Fettverteilungsstörung leiden. Und sie merken es lange nicht. Nach unzähligen Diäten und reichlich Sport staunen sie, dass ihr Problem größer statt kleiner wird. Das Gewebe an den Beinen spannt und schmerzt, und beim kleinsten Druck bilden sich blaue Flecken. „Da hilft nur regelmäßige Lymphdrainage, eine Ernährungsumstel-lung und maßgefertigte Kompressionsstrümpfe“, weiß Peter Meier.
Letzte sind auch das Wichtigste bei Menschen, die unter Lymph­öde­men leiden. Die also geschwollene, schwere Beinen haben, weil ihr Lymphabfluss behindert ist. Welche Strümpfe hier am besten sind, weiß Schwester Susanne vom Sanitätshaus Kowsky ganz genau. Fast täglich tastet sie Waden ab, fühlt, ob jemand ein weiches oder festes Bindegewebe hat. „Es ist viel Überzeugungsarbeit bei den Patientinnen zu leisten“, sagt sie. „Oft möchte jemand die dünnen Strümpfe wie die Freundin sie trägt. Doch wenn diejenige ein weiches Bindegewebe hat, müssen dicke Strümpfe her, damit die Vene nicht staut und nach oben entleert wird.“

Schwester Susanne schaut genau, wo der Druck des Kompressionsstrumpfs sitzen muss und ob jemand eher Knie-, Schenkel- oder Strumpfhosen tragen sollte. Hat jemand Krampfadern im Kniebereich, sind lange Strümpfe sinnvoller. Leidet die Oma unter Inkontinenz ist eine lange Strumpfhose eher weniger geeignet.
Über dieses und noch viele Dinge mehr plaudern Schwester Susanne und Peter Meier beim Kowsky-Info-Nachmittag. „Es geht darum, eine Partnerschaft zwischen Sanitätshäusern, Ärzten und Physiotherapeuten aufzubauen“, sagt Peter Meier. „Wir brauchen eine Versorgungskette, die sich nicht aufstaut, sondern miteinander zum Wohle des Patienten arbeitet. Dann fließt es auch.“