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Die kleinen, großen Gesten
In der radiologischen Gemeinschaftspraxis in der Schweriner Röntgenstraße 11 herrscht wie immer Betrieb. Die Warteräume sind gut gefüllt mit Menschen aus der ganzen Stadt und dem Umland, die sich ins Innere schauen lassen müssen. Skelett, Bänder, Gelenke, innere Organe oder Gewebe sollen mittels konventioneller Radiologie, Sonografie, Mammografie, Computertomografie und Magnetresonanztomografie untersucht werden. Am Empfangstresen nehmen die Schwestern die Patientendaten auf. Per Lautsprecher leitet eine sympatische Stimme die Leute in die nächste freie Kabine ....
Das alles wird Dr. Wolfgang Zinck sehr fehlen. Der 66-jährige über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Mediziner hat am 30. Juni seinen letzten Arbeitstag in der Röntgenstraße.
Vierzig ereignisreiche Arbeitsjahre - zwanzig in der Pädiatrie und zwanzig in der Radiologie - liegen hinter dem sympatischen Brillenträger. Und keine Stunde möchte er missen.
Dabei sollte der gebürtige Berliner, wenn es nach dem Willen seines Vaters gegangen wäre, eigentlich Tischler werden. Doch Wolfgangs Grundschuldirektor erkennt das Potential des aufgeweckten Jungen und bearbeitet seine Eltern so lange, bis er das Abitur machen darf.
Das Studium der Medizin als „Arbeiterkind” an der Humboldt-Universität. Mit Leistungsstipendium. Die Vorlesungen eines Professors sowie diverse Praktika begeistern den jungen Mann derart, dass er sich für die Fachrichtung Pädiatrie entscheidet.
Die Studentenzeit vergeht wie im Flug. Es geht in Richtung Norden. In der Schweriner Kinderklinik in der Weinberg-Straße absolviert Wolfgang Zinck seine Facharzt-Ausbildung für Kinderheilkunde.In diesen Jahren lernt er die Stadt mit ihrem Märchenschloss und den vielen Altstadtgassen kennen und lieben.
Und natürlich den Menschenschlag. Die Leute hier haben nicht diese Aufgesetztheit. Der Mecklenburger Humor hat es ihm ohnehin angetan. Nach fünf Jahren geht es zurück nach Berlin. Hier praktiziert er als Kinderarzt. In diese Zeit fällt auch seine zweite Facharztausbildung in der Charité, dieses Mal zum Radiologen, und die anschließende Tätigkeit als Oberarzt für Kinderradiologie in der weltbekannten Klinik.
Nach der politischen Wende zieht es Wolfgang Zinck zurück nach Schwerin. Er baut gemeinsam mit Lebensgefährtin Dr. Angelika Menzel die Röntgenabteilung der ehemaligen Poliklinik in der Röntgenstraße aus. Trotz unklarer Besitzverhältnisse investieren sie in Millionenhöhe. Das erste CT-Gerät der Stadt steht bei ihnen... Was damals mit fünf Mitarbeitern und Technik wie zum Beispiel einer alten Adler-Schreibmaschine beginnt, zeigt sich heute als hochmoderne Radiologiepraxis.
Dr. Wolfgang Zinck ist stolz auf das, was er geleistet hat. Einen herausragenden Platz dabei nimmt sein Engagement für das Mammografie-Screening ein. In seiner Funktion als Vorsitzender des Berufsverbandes der Radiologen Mecklenburg-Vorpommern, die er fünfzehn Jahre inne hatte, organisiert er gemeinsam mit Vertretern der Landespolitik, der Kassenärztlichen Vereinigung M-V und der hiesigen Krankenkassen die Umsetzung eines Bundesgesetzes, das ein kostenloses Mammografie-Screening für Frauen ab dem 50. Lebensjahr vorsieht.
Der Radiologe ist aufgrund seiner speziellen Tätigkeit wohl der einzige Mann, der von sich behaupten kann, dass es fast keine Schwerinerin über Fünfzig gibt, die er nicht kennt.
Es sind auch die kleinen, großen Gesten, die intensiven Begegnungen mit den Menschen, die den Schritt in den Ruhestand so schwer machen.
Da ist die Mutter eines Sohnes, der vor gut 35 Jahren als kaum überlebensfähiges Frühchen zur Welt kam und heute als Dachdecker seinen Mann steht. Sie kommt heute in die Praxis von Dr. Zinck und bedankt sich für seine damalige medizinische Betreuung ihres Kindes.
Da ist die Künstlerin, deren Körper voller Metastasen ist. Sie weiß, dass ihre Tage gezählt sind. Sie schenkt ihrem Arzt ein Selbstbildnis. Es hängt heute in der Praxis.
Da ist der Splitter aus Granat, den eine Patientin dem Doktor, der Steine sammelt, aus Grönland mitbringt.
Doch es gibt kein Zurück. Dr. Zincks Entscheidung ist gefallen. Und zu Hause warten zudem seine Hunde, ein großes Grundstück mit Garten, sein Fahrrad und sein Fotoapparat auf ihn.
Auch seine Nachfolge weiß er gesichert. Ab dem 1. Juli wird die Fachärztin für Radiologie Mareen Wittkat seinen bisherigen Part in der Praxis übernehmen.
Am 18. Juni - das ist sicher - erlebt Dr. Wolfgang Zinck einen noch nie da gewesenen Andrang in seiner Praxis. Viele Freunde, Kollegen und Patienten wollen „ihren” Doktor auf einer Festveranstaltung noch einmal im vertrauten Kittel sehen ...
RADIOLOGISCHE
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