Bildung PR-Anzeige
„Nachts“ zur Schule
Man kann es drehen, wie man will: Das deutsche Schulsystem ist auf Frühaufsteher zugeschnitten. Bereits vor um 8 Uhr sollen Schüler hellwach und aufnahmefähig die Schulbank drücken. Geht es nach dem Biorhythmus der meisten Kinder und Jugendlichen, beginnt der Unterricht allerdings schlichtweg zu früh. Die Zeit-
umstellung im März wirkt sich darauf zusätzlich fatal aus. Auf Verständnis können die jungen Schlafmützen bislang nur aus den Reihen der Wissenschaft hoffen.
Viele Schulkinder haben heute eins gemeinsam: Sie müssen sehr, sehr früh raus. Vor dem Gong zur ersten Stunde liegt oft noch ein langer Schulweg – das heißt aufstehen um 6 Uhr oder früher. Für die meisten Schüler ist das viel zu früh. „Kinder und Jugendliche haben einen anderen Schlafrhythmus als Erwachsene, die Schlaftiefe nimmt bei i hnen in den Morgenstunden zu. Um 8 Uhr ist die Leistungskurve ungefähr so niedrig wie um Mitternacht“, erklärt der renommierte deutsche Schlafmediziner Prof. Dr. Jürgen Zulley. Wer würde sein Kind um Mitternacht in der Schule sitzen lassen? Und in der Pubertät erhöht sich das Schlafbedürfnis aufgrund der Entwicklungsschübe nochmals.
Abhängig von unserem Biorhythmus lassen sich beim Menschen zwei Typen unterscheiden: Die Frühaufsteher, „Lerchen“, und die Abendtypen, sogenannte „Eulen“. „Lerchen“ stehen frühmorgens auf und sind gleich topfit. „Eulen“ hingegen brauchen länger, um in die Gänge zu kommen, und können sich morgens nur schlecht konzentrieren. Dafür sind sie aber abends noch hellwach und besonders leistungsfähig. Dass der Durchschnittsschüler eher zu den „Eulen“ zählt, hat auch der Leipziger Biologe Prof. Christoph Randler untersucht und dabei auch den Zusammenhang zwischen den schulischen Leistungen und dem Biorhythmus junger Leute beleuchtet: Er befragte Studenten nach ihrem Schlafverhalten und nach ihren Abiturnoten und stellte dabei fest, dass die bekennenden Frühaufsteher auch eindeutig bessere Zeugnisse vorzuweisen hatten. „Frühaufsteher sind nicht intelligenter. Sie hatten einfach Glück, in jenen Stunden des Tages herausgefordert zu werden, in denen sie munter waren.“, lautet Randlers Erkenntnis. Das Fazit der Studie: Der frühe Schulbeginn in Deutschland diskriminiert die Mehrheit der Schüler und vor allem Jugendliche, denn sie sind biorhythmisch überwiegend Abendtypen. (lifepr)