14.11.2012

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Der Lotse im System

Kompetenzagentur des VSP hilft Jugendlichen auf schwierigen Lebenswegen
Martina Dettmann und Tim Gehrmann begleiten Jugendliche zurück in ein geregeltes Leben – das Alien ist das Markenzeichen der Kompetenzagentur. Foto: Hultzsch
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Was wäre, wenn ein Projekt mit nur vier Mitarbeitern 36 Schweriner Jugendliche vor der Obdachlosigkeit bewahren könnte? Die Kompetenz-
agentur in Trägerschaft des Verbunds für Soziale Projekte (VSP gGmbH) leistet genau das – erfolgreich seit zehn Jahren. „Die drohende Obdachlosigkeit ist sicher die Spitze des Eisbergs“, sagt Projektleiterin Martina Dettmann, die aus intensiven Einzelgesprächen mit Jugendlichen im Alter von 14 bis 27 Jahren weiß, welche Probleme zu oft zu früh den Abstieg bedeuten. „Schulden oder Drogenprobleme sind häufig der Anfang“, beschreibt Dettmanns Kollege Tim Gehrmann. „Der Schulabbruch ist vorprogrammiert, der Einstieg in den Beruf umso schwieriger.“ Familien und Umfeld am Rand der Gesellschaft prägen die Zukunft der Kinder. Die Kompetenzagentur findet mit ihnen gemeinsam einen Weg hinaus aus der sozialen Sackgasse. Das Konzept ist einzigartig, weil es verschiedene Anlaufstellen ins Boot holt. „Wir zeigen nicht nur einzelne Möglichkeiten auf, sondern begleiten unsere Klienten auf all ihren Wegen – egal ob zur Arbeitsagentur, zur Schule und zur Berufsausbildung, zum Psychologen oder zur Suchttherapie“, betont Martina Dettmann. Als „Lotse im System“ verstehen sich die Mitarbeiter und sind damit bei etwa zwei Dritteln der Jugendlichen erfolgreich: 60 Prozent der Hilfesuchenden werden (wieder) in Schule, Ausbildung oder Beruf integriert.
Doch die Freude über die Erfolge wird getrübt. Schon jetzt sind die Aussichten schlecht, dass das Projekt über das Jahr 2013 hinaus erhalten bleibt; die europäische Förderung soll nicht verlängert werden. Ob allein städtische- oder Landes-Zuschüsse die Arbeit sichern können, ist ungewiss. „Die Kosten, die dann im Sozialsystem über Jahre oder lebenslang für diese jungen Menschen anfallen“, weist die Projektleiterin auf die Dringlichkeit des Angebotes hin, „übersteigen die für unsere Arbeit nötigen Gelder jedenfalls um ein Vielfaches.“