14.08.2020

Wirtschaft

„Ausbildung 2020 – jetzt bewerben!“

Interview mit Ingo Schlüter (DGB Nord), Vorsitzender des Landesausschusses für Berufsbildung
Ingo Schlüter
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Der Ausbildungsstart naht. Viele junge Leuten haben jedoch noch keine Stelle. Wir sprachen über die Situa­tion auf dem Ausbildungsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern mit Ingo Schlüter vom DGB Nord, Vorsitzender des Landesausschusses für Berufsbildung.

Gibt es im Land ausreichend Lehrstellen, oder stellt sich durch die Pandemie die Situation so dar, wie in den neunziger Jahren, wo es an Ausbildungsplätzen mangelte?
Anders, als man vielleicht vermuten könnte, ist das betriebliche Lehrstellenangebot in Mecklenburg-Vorpommern coronabedingt nur unwesentlich zurückgegangen. Das heißt, wir haben weiterhin mehr Lehrstellenangebote als Bewerberinnen und Bewerber. Wir sind also weit von den Zuständen der 90er entfernt, als man auf der Suche nach Ausbildung in den Wes­ten gehen musste.
Was allerdings auffällt, ist, dass die Zahl der Bewerbungen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegt.

Was ist die Ursache für diesen Rückgang?
Mit den coronabedingten Schulschließungen haben ja die tradi­tionell im Frühjahr stattfindenden Berufsorientierungs- und Vermittlungsmaßnahmen nicht stattgefunden, so dass sich offensichtlich viele Jugendliche noch nicht entschieden haben, was sie lernen oder wo sie sich bewerben wollen.

Vieles steht pandemiebedingt auf wackligen Füßen. Kann die Ausbildung überhaupt abgesichert und in angemessener Qualität angeboten werden?
Ja, die Ausbildungsqualität wird für das Jahr 2020 garantiert. Die Arbeitgeber, die Gewerkschaften, die Kammern, die Bundesagentur für Arbeit und die Landesregierung haben am 24. Juni im Zukunftsbündnis des Landes alle notwendigen Schritte zur Absicherung der Ausbildungsqualität und zum Erhalt der Ausbildungsplätze beschlossen.  Die notwendigen Fördermitteln  stehen bereit.
Selbst in den hinter uns liegenden schwierigen Wochen wurden die Abschlussprüfungen der auslernenden Azubis ordnungsgemäß abgesichert. Sollte dennoch ein Ausbildungsbetrieb die Ausbildung coronabedingt nicht zu Ende bringen können, könnten wir jederzeit einen Ausbildungsplatz in einem anderen Betrieb vermitteln.
Und ich erwarte, dass wir das lange von den Gewerkschaften geforderte Azubi-Ticket jetzt zeitnah in MV einführen werden.

Was ist nun also zu tun für die Ausbildungsplatzsuchenden?
Das Wichtigste im Moment ist, dass alle Jugendlichen, die in diesem Jahr eine Ausbildung beginnen wollen, jetzt ihre Bewerbungen auf den Weg bringen.
Dazu ist es auf jeden Fall hilfreich, sich bei der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit und auf den Lehrstellenbörsen der Kammern zu informieren oder sich direkt bei diesen Stellen beraten zu lassen.
Und selbstverständlich bieten auch viele Unternehmen noch attraktive Ausbildungsplätze an. Hier lohnt sich natürlich ebenfalls ein Besuch – um sich vor Ort ein Bild von dem Betrieb und dessen Ausbildungsqualität zu machen und zudem die Höhe der Ausbildungsunterstützung zu checken. Interview: S. Krieg