13.03.2015

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„Auch vieles richtig gemacht“

Im Porträt: Werner Doßmann, Musiker, Musiklehrer, Musik-Enthusiast, der früher mal Bürgermeister war
Das Klavier ist Werner Doßmanns Haupt- und Lieblingsinstrument, aber er kann noch mehr spielen. Foto: SN live
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„Seit einigen Wochen spiele ich wieder intensiver Klavier“, sagt Werner Doßmann. „Ich habe nämlich gemerkt, dass ich mit der Zeit einiges an Technik verschludert habe.“ Als Korrepetitor für Kinderchöre, also als jemand, der das Gesangsensemble beim Proben begleitet, wäre es zumindest nicht schlecht, wenn man das Tasteninstrument einigermaßen beherrscht. Doßmann, pensionierter Musiklehrer und sehr fröhlicher Mensch, sagt schmunzelnd: „Das Klavier ist mein Hauptins­tru­ment, aber mein Vorteil ist, dass ich von vielem ein bisschen kann – nichts so richtig spitzenmäßig, aber für meinen Job ideal.“

Gespielt hat der heute 67-Jährige schon reichlich unterschiedliche Instrumente. Das Gitarrezupfen hat er sich als junger Bursche damals in seiner Heimatstadt Bernburg selbst beigebracht – die Hits der Beatles und der Rolling Stones mussten einfach nachgespielt werden. Später in seiner Zeit beim Musikkorps der NVA trug er auch mal „eine Trommel vor dem Bauch“, spielte Keyboard, Bassgitarre, Kontrabass – was gerade so gebraucht wurde.

Zu dieser Zeit hatte Doßmann bereits sein Studium an der Musikhochschule „Franz Liszt“ in Weimar und ein paar Jahre als Musiklehrer hinter sich. Der Militärdienst stellte eigentlich eine unangenehme Unterbrechung seiner Laufbahn da, und bis zuletzt hoffte er, dass ihn das Wehrkreiskommando vielleicht vergisst, dann aber verpflichtete er sich sogar für drei Jahre. Als Militärmusiker konnte man es bei der Truppe halbwegs aushalten.

Im Jahr 1970 war er zusammen mit seiner ersten Frau nach Rehna umgezogen; den Norden der Republik hatte das Paar bei vielen Urlauben an der Küste lieben gelernt. Hier in Rehna trat er nicht nur seine erste Lehrerstelle an, sondern brachte es so gar bis zum Bürgermeister. Doßmann war bereits zu DDR-Zeiten politisch aktiv, in der LDPD. „Ich glaubte, dass man auf diesem Weg mit viel Geduld in kleinen Schritten das Leben in der DDR verbessern kann“, sagt er. „Das war wohl ein bisschen naiv.“

Aber dann, ab 1990, als Bürgermeister, konnte er wirklich etwas tun. Er hatte sich zudem bereits in der Wendezeit einen guten Namen gemacht. Ein bisschen mulmig sei ihm schon gewesen, als er nun plötzlich die Geschicke der Stadt lenken sollte. Er habe sogar mit dem Gedanken gespielt, an seiner Stelle einen Verwaltungsfachmann aus dem Westen zu holen. Dann jedoch arbeitete er sich ins Verwaltungsrecht ein und trug dazu bei, Rehna aufblühen zu lassen. „Klar passieren einem dabei Fehler“, aber ich habe auch vieles richtig gemacht“, sagt Doßmann über die Auf- und Umbruchzeiten, in denen für ihn 70- bis 80-Stunden-
Wochen normal waren.

Als hauptamtlicher Bürgermeister agierte er bis Mitte 1992, dann, wegen einer Strukturreform, war es nur noch ein Ehrenamt. Zwei Jahre später wurde er nicht wiedergewählt, blieb jedoch noch bis Ende der 90er Jahre Stadtvertreter.
Da war er aber längst zu seiner großen Leidenschaft, der Musik, zurückkehrt. Mit Beginn des Schuljahres 1992/93 arbeitete er am Schweriner Goethe-Gymnasium, stieg in die schuleigene Big Band BAGGS ein, leitete Kinderchöre, gab Musikunterricht. Seit 2001 wohnt er nun auch in der Landeshauptstadt, zusammen mit seiner jetzigen Frau – einer Musiklehrerin, die er bei der Arbeit kennen lernte.
Jetzt als Rentner bleibt er der Schule nicht allein über die Chöre verbunden: Im Sommer 2016 wird der Ergänzungsbau des Goe­the-Gymnasiums eröffnet – und einige Vorstellungen von Werner Doßmann zur technischen Ausstattung der Räume sind dann umgesetzt.

Erstmal auf dem Papier hat er derzeit auch mit einem ganz anderen Projekt zu tun: Wie bereits im vergangenen Jahr arrangiert der Musikus das Abschlusslied für das Familien- und Kinderfest der Festspiele MV neu: Am 28. Juni singen und spielen im Schloss­park Hasenwinkel das Jugendsinfonieorchester, ein Chor aus Ros­tock und die Besucher gemeinsam Doßmanns Version von „Kein schöner Land“.
Was hört er eigentlich daheim in Ruhe an Musik? Er muss überlegen. „Ich mag Weltmusik und Klassik natürlich“, sagt er. „Aber  eigentlich höre ich Musik hauptsächlich dann, wenn ich sie für restberufliche Sachen brauche, oder wenn ich gerade eine neue Platte geschenkt bekommen habe. Und ich schaue mir gern Videos mit alten Big-Band-Aufnahmen an.“ Am liebsten jedoch musiziere er selbst. Zum Beispiel sitzt er bei den Bornhöved Singers, die Klassiker der Comedian Harmonists spielen, am Piano.

Als Werner Doßmann fürs Foto zu Hause an seinem KlavierPlatz genommen hat, nutzt er die Gelegenheit gleich mal zum Üben, und er improvisiert ein bisschen, wie er es so gern tut. Aber auch das will beherrscht sein. S. Krieg

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