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Sich auf Augenhöhe begegnen
Rainer, du gehörst zu den bekanntesten und dienstältesten Pressefotografen unserer Stadt.
Oh, danke. (lacht)
Wie lange machst du den Job schon, und wie bist du dazu gekommen?
Von 1964 bis 1966 habe ich bei einem Fotografen in Ludwigslust gelernt und habe danach in Schwerin als Geselle im Krankenhaus angefangen. Die Arbeit dort war sehr vielfältig; klinische Dokumentation gehörte ebenso dazu wie Material für wissenschaftliche Arbeiten, aber auch das Fotografieren auf Festen und so weiter. Im Rahmen dieser Tätigkeit habe ich damals auch schon für Zeitungen gearbeitet, und ab 1972 bin ich dann in meiner Freizeit viel für die Norddeutsche Zeitung und für die Kirchenzeitungen unterwegs gewesen. 1975 habe ich in Potsdam meinen Fotografen-Handwerksmeister gemacht.
Bis 2003 war ich fest angestellt, dann habe ich mich als freier Fotograf und Bildjournalist selbstständig gemacht. Die Zusammenarbeit mit den Redaktionen, den jüngeren Kollegen macht mir altem Hasen viel Spaß und regt mich an.
Ist dir in deinem Berufsleben ein besonderes Ereignis in Erinnerung geblieben?
Am aufregendsten für mich war die Zeit unmittelbar nach der Wende. Und das in gleich doppelter Hinsicht. Zum einen überschlugen sich die politischen Ereignisse, und ich durfte vieles davon mit der Kamera dokumentieren. Zum anderen stellten wir fast von einem Tag auf den anderen unsere Technik um, bis zur Digitalisierung war es dann auch nicht mehr weit. Ich hatte und habe immer noch Spaß an moderner Technik, ich bin da sehr offen und erweitere gern mein Wissen. Meine Devise: analog denken, digital fotografieren. Sehr spannend fand ich auch die bauliche Veränderung des damaligen Bezirkskrankenhauses, die ich fotografisch begleitet und dokumentiert habe. Der G8-Gipfel mit dem Besuch des US-Präsidenten George W. Bush ist mir ebenfalls noch gut in Erinnerung. Außerdem habe ich viel Spaß an der Luftbildfotografie.
Du bist mit deiner Kamera viel unterwegs, nicht nur in Schwerin, hast schon viele Leute vor der Linse gehabt. Wenn du dir jemanden wünschen könntest, wen würdest du dann unbedingt mal fotografieren?
Wenn ich überall schon gegessen habe, dann frag mich nicht, ob ich hungrig bin. (lacht) Nein, im Ernst, mir sind gar nicht so die großen Prominenten wichtig. Ich möchte immer angenehme Menschen erleben, die nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen, einfache Leute von der Straße, mit denen man sich auf Augenhöhe begegnet.
Fotografierst du auch hobbymäßig viel, oder legst du in deiner Freizeit die Kamera lieber zur Seite?
Nein, ich bin mit meinem Beruf verheiratet; ich kann nicht anders als dauernd zu fotografieren. Ich schaue mir aber auch gern Fotoausstellungen an – es interessiert mich ja, wie jüngere Kollegen mit dem Medium Fotografie umgehen. Interview: S. Krieg