10.07.2012

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Schwerins schwimmendes Vogelhaus

„Schwaneninsel“ auf dem Pfaffenteich hat festen Platz im Herzen der Einwohner
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Wer kennt das nicht: Da steht ein schönes Haus in der Straße, hundertmal und mehr ist man schon vorbeigegangen. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade? Welche Geschichten stecken hinter den Mauern, wer geht hier ein und aus? Denn schließlich sind Geschichten von Häusern immer auch Geschichten von Menschen. In dieser Serie wollen wir gemeinsam mit Ihnen hinter Fassaden blicken. Heute in einem Haus, das in keiner Straße steht, sondern auf dem Wasser schwimmt. Ein Haus, das jeder Schweriner kennt und das nur die wenigsten je betreten haben: das Schwanenhaus auf dem Pfaffenteich.

Ohne Übertreibung gehört es zu den bekanntesten Häusern Schwerins. Eine Postanschrift hat es allerdings nicht. Warum auch: Wasservögel bekommen keine Briefe. Und sie sind schließlich die Bewohner, für die Schwerins schwimmendes Vogelhäuschen 1972 errichtet wurde. Eine „Brut-insel“ auf dem Pfaffenteich gibt es sogar schon länger: Ende der 50er-Jahre wurde ein Schwanenhäuschen auf das innerstädtische Gewässer gesetzt. „Diese Jahreszahl ist zumindest mit Aufzeichnungen aus dem stadtgeschichtlichen Museum belegt“, sagt Uwe Autrum, Leiter des Bereichs Grünpflege des Eigenbetriebs Stadtwirtschaftliche Dienstleistungen (SDS), der für das Schwanenhaus zuständig ist. Heute können sich die meisten Einwohner ihren Pfaffenteich ohne das reetgedeckte Häuschen gar nicht vorstellen. Und Urlauber zücken die Fotoapparate, wenn sie das ungewöhnliche Domizil mit dem Kegeldach am nordöstlichen Ufer entdecken.
Kein Wunder, dass den Schwerinern die Erhaltung des schwimmenden Häuschens Herzenssache ist. Mit ihren Spenden machten es Einwohner und Vereine in den zurückliegenenden Jahren möglich, dass das Schwanenhaus immer wieder erneuert werden konnte. Das war bereits dreimal nötig. Denn so attraktiv ein 360-Grad-Wassergrundstück auch sein mag: Wasser und Wind nagen ständig an der Substanz. Nach 1981 und 1998/99 erfolgte die vorerst letzte grundlegende Erneuerung 2010.
Seitdem hat das Häuschen wieder Oberwasser, denn auch die Schwimmkonstruktion ist jetzt generalüberholt. Das Haus steht auf sechs Pontons, die aus ausgeschäumten Metallkörpern bestehen. Das Innere ist „eine große Halle für die Vögel“ – mit Holzboden und Strohbelag. Auszubildende der Baufirma abc Bau sanierten 2010 die Holzkonstruktion und den Dachstuhl. „Ich denke, dass wir damit für die nächsten zehn, fünfzehn Jahre gerüstet sind“, sagt Uwe Autrum.
Er hofft, dass das erneuerte Schwanenhäuschen auch als Brutinsel wieder mehr Bedeutung gewinnt. „Vor zwei Jahren hat ein Höckerschwan dort gebrütet, dann aber leider das Gelege verlassen“, weiß der SDS-Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr machten sich Enten daran, Material zum Nestbau aus dem Strohdach zu zupfen. „Deshalb haben wir in diesem Jahr Nistmaterial ausgelegt“, erklärt Autrum. Ihre Kinderstuben errichten die Enten daraus dann vorwiegend im Schilfgürtel des Ziegelsees.
„Aber sie wissen natürlich, dass sie am Pfaffenteich gut gefüttert werden“, sagt der Schweriner. Stockenten und Kolbenenten, Reiherenten und Tafelenten sind auf dem künstlich angestauten Gewässer zu Hause, dazu kommen Höckerschwan, Haubentaucher und Blessralle. Auch Kormorane schauen als Nahrungsgäste vorbei.
Weil das Schwanenhäuschen nach der Sanierung etwas höher liegt, führen jetzt sogar Aufstiege zu der kleinen Insel. Seit einigen Jahren hat sie ihren festen Standort am nordöstlichen Ufer in der Nähe des Fähranlegers. Hier sind die Pontons gut verankert. Denn die Zeiten, in denen Schwerins Schwanenhaus mitten auf dem Pfaffenteich lag, sind vorbei. „In den zurückliegenden Jahren haben sich hier ja zahlreiche Sportveranstaltungen etabliert. Und es wäre schwierig, das Haus dafür jedes Mal aus dem Weg zu ziehen“, sagt Uwe Autrum. Immerhin wiegt die künstliche Insel sechs Tonnen. An ihre jetzige Position wurde sie mit Hilfe der Pfaffenteichfähre geschoben.
Zweimal im Jahr rudern SDS-Mitarbeiter für einen gründlichen Hausputz zum Schwanenhäuschen. Den Wasservögeln auf dem Pfaffenteich geht es eben richtig gut.