Stadt
Jeden Dienstag tanzt der ganze Markt
Sie sind Schauspieler und Gastwirt – was ist die größere Herausforderung und warum?
Kann ich gar nicht so genau sagen. Bei beidem geht’s ja um die Lebendigkeit. Trinken und spielen und auch Gastgeber sein – das gehört ja auch oft zusammen.
Wie gelingt die Balance zwischen den einzelnen Aufgaben und wie können diese sich gegenseitig befruchten?
Ehrlich: die gelingt nicht immer, deswegen werde ich am Staatstheater jetzt erst einmal ein wenig kürzer treten. Zur Zeit drehe ich in Potsdam, zum Glück habe ich tolle Mitarbeiter, die mich unterstützen, so dass der Löwe natürlich weiterhin geöffnet ist. Und ich durfte auch schon mehrfach einen Gastwirt spielen. In der ARD-Serie Dating Daisy und in unseren Schlossfestspielen bei Carmen. Auch bei „Vor dem Fest“ hatte ich eine Kneipe auf der Bühne.
Was hat Sie an dem Projekt Säulengebäude gereizt und wie sind die Reaktionen der Besucher?
Das Gebäude hat ja in der Vergangenheit viele Versuche erlebt. Inzwischen weiß ich, dass es ein schwieriges Haus ist. Es sieht toll aus, ist aber innen sehr eng. Darum freue ich mich über die unterschiedlichen Nutzungen – Bistro, Souvenirs, Eis – die den alten Markthallencharakter wieder entstehen lassen. Es gibt auch noch Platz für temporäre Ideen – also nur zu! Im Obergeschoss ist ein Veranstaltungsraum für Tagungen und Feiern entstanden – einmal in der Woche wird da zum Beispiel Tango getanzt. Die Leute freuen sich: Endlich ist wieder Leben in der Bude! Und immer Dienstag 19 Uhr – zum Musikklub – ist Livemusik. Da tanzt der ganze Markt.
Wie haben Sie das erste Straßenmusikfestival Schwerins im Löwen erlebt?
Eine wirklich tolle Idee – für Urlauber genauso wie für Schweriner. Da wurde flaniert! Na endlich! Bitte nächstes Jahr unbedingt wieder. Ich bin dankbar, dass wir mit unserer
Bühne daran teilnehmen durften. Es muss ein Kraftakt gewesen sein, das alles zu organisieren.
Welche Visionen haben Sie in Zukunft für den „Löwen“ auf dem Markt? Welche weiteren Ideen gibt es?
Erst einmal machen wir bis Ende September weiter jeden Dienstag den Musikklub auf. Vielleicht eine Afterworklounge auf dem Markt? Oder zu Weihnachten den Markt ins erste Geschoss erweitern? Vielleicht noch ein Laden mit regionalen Lebensmitteln? Ideen gibt es viele – hoffen wir mal, dass nicht eine neue Coronawelle im Herbst alles wieder zerlegt.
Zum Abschluss ein Wunsch – welchen hätten Sie für das Schweriner Kulturleben?
Ich hab ja das Gefühl, dass die Schweriner grade auftauen – und das verblüfft und freut mich. An manchen Abenden ist hier richtig Lebensfreude unterwegs. Aber natürlich könnte das nach meinem Geschmack auch manchmal ein bisschen subversiver sein. Weil Sie ausdrücklich nach einem Wunsch gefragt haben, kommen hier gleich zwei Klassiker: eine Uni würde das Ganze sehr beleben und auch sonst müssen wir mehr für Zuzug sorgen. Das würde beides dann auch der Kultur zu Gute kommen.
Interview: Katja Haescher