14.05.2013

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Pfingstmontag in die Schleifmühle

Der Stadtgeschichts- und Museumsverein Schwerin e.V. lädt am deutschlandweiten Mühlentag in die historische Steinschleiferei ein
Den Job des Schleifmüllers übernahm Waldemar Leide (r.) von Herbert Koch, der auch als 82-Jähriger immer noch sehr aktiv ist.
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Waldemar Leide hat den Hut auf. Im wörtlichen Sinne, denn ohne Kopfbedeckung ist der Schweriner kaum denkbar. Im übertragenen Sinne aber auch, denn der gebürtige Mecklenburger ist seit zehn Jahren Schwerins Schleifmüller. Bevor der gelernte Elektromonteur seinen Job in Schwerins kleinstem Museum antreten konnte, war er arbeitslos. Eine Situation, die der zweifache Vater keinem wünscht. Als Glücksfall empfand er deshalb den Wunsch des damals 72-jährigen Herbert Koch, die Schleifmüller-Verantwortung an die nächste Generation zu übergeben. „Ich kannte Herbert Koch schon lange, hatte mich für die Schleifmühle bereits ehrenamtlich engagiert. Die daran anschließende hauptamtliche Arbeit kommt meinen technischen Interessen entgegen. Und sie ist eine Herausforderung für mich als Mensch“, zählt Waldmar Leide Gründe auf, warum ihm die Arbeit an und in der Schleifmühle immer Spaß gemacht hat.
Kürzlich feierte der Schweriner nun seinen 65. Geburtstag. Eigentlich könnte er in den Ruhestand gehen. Doch die Hände einfach in den Schoß legen? Das ist seine Sache nicht. Und so wird er auch nach seinem 65. Geburtstag Museum und Verein erhalten bleiben. „Wir leben in bewegten Zeiten“, sagt der Schleifmüller, der auch stellvertretender Vereinsvorsitzender ist. Und meint die finanzielle Ausstattung, die alljährlich gesichert sein will. In diesem Jahr beispielsweise müssten bei der Mühlentechnik Hauptwelle und Lagerbock erneuert werden. Und dafür braucht es Geld. In Zeiten enger Haushalte machen Sparvorschläge jedoch auch um das kleine Museum keinen Bogen. Da freut es den Schleifmühlenverein außerordentlich, dass sich die Schweriner Stadtvertreter zu der Einrichtung bekannt haben und sie mit 5.000 Euro unterstützen. Ein gleichbleibendes Engagement erhofft sich der Verein nun vom Land, denn schließlich ist das Museum Eigentum des Landes und Bestandteil der Bewerbung als Weltkulturerbe. Auch als touristischer Anziehungspunkt ist das malerische Ensemble zwischen Faulem See und südlichen Schlossgarten nicht wegzudenken.
„Wir sind das einzige Museum in Schwerin, das jeden Tag in der Woche geöffnet hat“, skizziert Schleifmüller Waldemar Leide den eigenen Anteil, die finanzielle Situation zu bessern. Inzwischen habe sich das rumgesprochen, Gäste der Landeshauptstadt nutzen das Angebot gerne. Besucher kommen von allen Kontinenten in das historische Denkmal, in dem anfangs die so genannte Lohe für die Gerbung von Leder gewonnen, dann Graupen gemahlen und später dekorative Gesteinsplatten für den herzoglichen Hof geschliffen wurden. Bis zu 10.000 Gäste zählt das Museum in den Öffnungszeiten von Ostern bis September. Schweriner Kindergartengruppen besuchen die  Einrichtung genauso regelmäßig wie beispielsweise Reisegruppen aus Dresden oder Köln. Waldemar Leide berichtet, dass Gäste immer wieder sehr angetan davon sind, wie persönlich die sechs Ehrenamtlichen Gruppen durch die Ausstellung im über dreihundert Jahre alten Fachwerkbau führen.
Das Engagement der Ehrenamtlichen wird auch in den nächsten Tagen wieder stark gefragt sein.
Denn am Pfingstmontag nimmt die Schleifmühle erneut am deutschlandweiten Mühlentag teil. Zum 20. Mal ist man dabei und wird sich – wie immer – auf Besucher bestens vorbereiten. Die Frauen des gut 60 Mitglieder zählenden Stadtgeschichts- und Museumsverein Schwerin e.V. werden ihre Gäste mit Kaffee und selbst gebackenem Kuchen verwöhnen. Im Hof werden Kunsthandwerker dicht bei dicht ihre Stände aufbauen. Und in der Schleifmühle selbst wird wieder den ganzen Tag die Mühlentechnik laufen, für nur 1 Euro erhalten Besucher Eintritt.
In den kommenden Wochen schließen sich weitere Veranstaltungen an. In den Vereinsräumen gegenüber der Schleifmühle finden wieder Familien- und Firmenfeiern statt, können Kinder ihren Geburtstag, Jugendliche ihre Jugendweihe oder Erwachsene Weihnachten feiern. Am 7. September gibt die Gruppe REEL ihr alljährliches Benefizkonzert, dessen Einnahmen gänzlich der Schleifmühle zufallen. Und am 19. Oktober findet beim traditionellen Herbstfest ein großer Kunsthandwerkermarkt statt. Auch bei diesen Höhepunkten – so viel steht fest – wird Waldemar Leide wieder den Hut aufhaben. Im wörtlichen Sinne und im übertragenen.