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Lady Oldtimer
Jeder Schrottplatzbesitzer würde sie wiedererkennen. Denn hübsche Frauen mit charmantem Lächeln bekommen sie nur selten zwischen all den Blechhaufen zu sehen. Kerstin Neupauer hingegen drückt sich, auf der Suche nach ihren Lieblingen, des Öfteren auf solchen Plätzen rum. Die 32-jährige Schwerinerin hat nur Augen für eins und das hat vier Räder und nennt sich Wartburg. Zwölf solcher Fahrzeuge gehören ihr - plus einem Barkas. „Ich könnte stundenlang stehen und sie angucken“, schwärmt sie und streicht dabei zärtlich über den Lack eines himmelblauen Viertakters. Jeden morgen klemmt sich die Kauffrau im Groß- und Außenhandel hinter dessen Steuer, um nach Ludwigslust zur Arbeit bei einem Maschinen- und Anlagenbauer zu fahren. „Das ist herrlich“, sagt sie. „Wenn andere Wartburg- oder Trabi-Fahrer einem entgegenkommen, nickt man sich fröhlich zu.“
Noch lieber als Viertakter Wartburgs 1.3 seien ihr aber die Vorgängermodelle, die Zweitakter. Die würden zwar nur 140 km/h statt 170 km/h schaffen, dafür mache das Fahren mit ihnen noch mehr Spaß. „Das Motorengeräusch ist einzigartig und außerdem sehen die Chrommodelle edler aus.“ Weil ihr jede Beule, die die Wagen bekommen, selber wehtut, steigt sie nur bei besonderen Anlässen in die Zweitakter.
Ansonsten stehen die Autos tagein tagaus in einer großen, gemieteten Halle auf einem Dorf bei Schwerin. Hier verbringt Kerstin Neupauer zusammen mit ihrem Bruder Steffen, dem das Hobby wie ihr in die Wiege gelegt wurde, jedes Fünkchen Freizeit. Dritter im Bunde ist ihr Freund Thomas – ein ehemaliger passionierter VW-Fahrer, der sich inzwischen von ihrer Leidenschaft für Oldtimer angesteckt hat. So wie Kerstin Neupauer einst bei ihrem Vater: „Mein Papa hat zur DDR-Zeit in seiner Freizeit Unfallwagen aufgekauft und wieder aufgemotzt. Das fand ich toll.“
Wie wohl jeder männliche Bürger der DDR träumte auch ihr Vater von einem Westauto. Nach der Wende kaufte er sich einen Mercedes. „Doch nach einer Woche“, Schmunzeln, „stellte er ihn in die Garage und holte wieder seinen Wartburg raus.“ Auch Kerstin Neupauer hat ihre Träume. Eine schöne Halle in Schwerin, in der sie all ihre Autos unterstellen könnten, das wäre was. Die jetzige platzt aus allen Nähten. Da ist kaum noch Platz zum Basteln. Hin und wieder öffnet auch Kerstin Neupauer die Haube, um Zündkerzen oder den Motor zu wechseln. Doch da ihr für manche Dinge die Kraft fehlt, muss Bruder Steffen vieles übernehmen. Was heißt muss? Spaß macht es ihm. „Wo kriegt man schon so ein schönes Auto für 2000 Euro“, sagt er. „Die Reparaturen sind preiswert. Ersatzteile gibt es für 20 bis 100 Euro.“
An den Wochenenden sind die drei Wartburg-Freunde meist gemeinsam auf Oldtimertreffen in Deutschland unterwegs. Dabei stossen sie nicht nur auf Gleichgesinnte, sondern auch auf viele Menschen, die ihnen von Früher erzählen. „Das sind dann immer die gleichen Geschichten“, sagt Kerstin Neupauer: „Wir sind damals mit so einem Wartburg jedes Jahr in den Urlaub nach Ungarn gefahren. Was meinen Sie, was da alles reingepasst hat....“ Geduldig lächelnd hört die Schwerinerin dann zu. Von vielen alten Hasen kann sie in technischer Hinsicht dazulernen. Und stolz macht sie, dass auch junge Leute dem gleichen Hobby frönen. Im „IFA Mecklenburg- Vorpommern“ selbst, dem Verein zur Darstellung der Entwicklung und Geschichte des ostdeutschen Automobil- und Fahrzeugbaus, treffen sich 20- bis 70-Jährige.Kerstin Neupauer gehört zum Vorstand des Vereins. Demnächst will sie zusammen mit Freunden noch den Verein IFA mobile Club Schwerin ins Leben rufen.
Doch jetzt fiebern sie erst einmal dem 3. und 4. Oktober entgegen. An diesem Wochenende läuft auf dem ehemaligen Kraftfahrzeuginstandsetzungswerk „Vorwärts“ Schwerin das 3. IFA- und Oldtimertreffen. „Wir erwarten mehr als 500 Fahrzeuge“, so Kerstin Neupauer. „Und die 3000 Besucher vom Vorjahr werden wir dieses Mal sicher noch toppen.“