14.11.2014

Aktuelles PR-Anzeige

Mischen wir uns also ein!

like-imagelike-image
share email
dislike-imagedislike-image

Liebe Schwerinerinnen, liebe Schweriner,

eine neue, eine andere Zukunft wollten wir gewinnen, als wir im Oktober 1989 begannen in Schwerin und der übrigen DDR zu demonstrieren. Gerecht sollte diese Zukunft sein, friedlich, sozial und sie sollte die Bewahrung der Schöpfung bringen. In dem Herbst zwangen wir – als Volk – mit neu gewonnenem Selbstvertrauen und mutigem Auftreten die Partei zum Rücktritt. Gleichzeitig begannen wir mit der Umgestaltung unserer Gesellschaft – es musste und sollte alles anders werden.
Und dann passierte es. Am Donnerstagabend saßen wir in einer kleinen Gruppe zusammen und besprachen die kommende Montagsdemonstration. Da kam die Nachricht: Die Mauer ist auf! Welche Mauer, wurde gefragt. Na die Mauer. Wieso? Im Fernsehen kamen Bilder aus Berlin. Das Wort der Stunde hieß Wahnsinn! Es war der 9. November. Jetzt war die Zukunft offen. Alles schien möglich.
Mit der Volkskammerwahl im März 1990 standen wir vor der Entscheidung, diese Zukunft entweder selbst zu gestalten – quasi als Aufgabe – oder das Zukunftsversprechen der Bundesrepublik anzunehmen. Aus guten Gründen hat sich eine Mehrheit seinerzeit für die Wiedervereinigung entschieden. Mit der Einheit wurden wir als Ostdeutsche zu Lernenden. Dabei ging – sicher in unterschiedlichem Maße – unser frisch erworbenes Selbstbewusstsein wieder verloren. Wir mussten neu Orientierung gewinnen. Jetzt, nach 25 Jahren, ist uns das weitestgehend gelungen. Aber wieder steht da die Frage nach der Zukunft.
Reisefreiheit und Konsumfreiheit sind die Errungenschaften der Friedlichen Revolution, die viele Ostdeutsche ausgiebig auslebten. Andere Freiheiten wurden zurückhaltender genutzt. Aber das muss ja nicht so bleiben.
Mir gefällt am meisten, dass wir die Freiheit haben, jederzeit etwas Neues anfangen zu können. Mischen wir uns also ein, in unsere Angelegenheiten! Vielleicht gelingt es uns, die Zukunft zu gewinnen, bevor wir ihr unterliegen.
In diesem Sinne – einen besinnlichen November!

Martin Klähn, pädagogischer Leiter Politische Memoriale e. V.  MV