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Hagens neue Rolle im Kino
Ein Filmfan, sagt Hagen Wartenberg, sei er schon immer gewesen. Da muss für ihn ein Arbeitsplatz im Kino doch nahezu das Paradies sein. Der 31-Jährige schmunzelt. „Klar, schaue ich mir hier im Capitol schon hin und wieder Filme an, aber so oft komme ich gar nicht dazu.“ Dafür ermöglicht er den Besuchern den vollen Kinogenuss, denn Wartenbergs Arbeitsplatz ist der Vorführraum.
Filmvorführer hat man Leute wie ihn früher genannt, heute heißen sie Techniker. Denn die Zeiten, in denen Filme von kilometerlangen Zelluloid-Streifen abgespielt wurden, sind im Prinzip vorbei. Statt Rollen einzulegen, klinkt Wartenberg heute meistens eine Festplatte in den Projektor, die in der Regel Daten von ungefähr 200 GB bis 300 GB umfassen. Die Filme lägen hier im DCP-Format vor, erläutert Wartenberg, dies erlaube eine besonders hohe Bild- und Tonqualität.
Als er vor zehn Jahren im Capitol anfing, zeichnete sich die Digitalisierung aber erst am Horizont ab.Mit dem Filmvorführen hatte er zunächst ohnehin nichts zu tun, sondern er putzte hauptsächlich Kinosäle und riss Karten ab, manchmal half er auch an der Kasse aus. Er wollte in dem Lichtspieltheater eben nur ein wenig Geld nebenbei verdienen, während er in der Woche tagsüber an seinem Fach-Abitur arbeitete.
Der gebürtige Erfurter zog als Zweijähriger zusammen mit den Eltern nach Schwerin; seine Mutter stammt von hier und wollte in ihre Heimatstadt zurück. Nach der Schule lernte Wartenberg an der Berufsschule Technik in Lankow den Beruf des Fachinformatikers für Systemintegration. Da er anschließend nicht gleich einen Job fand, ging er erstmal zur Bundeswehr, von wo aus er dann doch lieber zum Zivildienst wechselte. In der Übergangszeit – es war nicht gleich eine Zivildienststelle frei – beschäftigte er sich unter anderem mit Webdesign.
Danach also der Start ins Fach-Abi. „Nachdem ich eins von den drei Jahren hinter mir hatte, fragte mich unser Theaterleiter Dirk Mattenklott, ob ich nicht voll beim Capitol arbeiten möchte. Es war nämlich gerade eine Stelle frei geworden“, erinnert sich Wartenberg. Dass er zusagte – wenn auch nach etwas Überlegung –, lag nicht zuletzt daran, dass ihm das Arbeitsklima in dem Kino gefiel. „Und ich habe gesehen, hier geht es ständig voran“, fügt er hinzu. Für ihn sollte es ebenfalls weiter vorangehen. Denn nun durfte er ran an die Technik, Filme vorführen.
Und nicht nur das. „Ich bin jetzt auch so eine Art Schnittstelle zwischen dem Capitol und externen technischen Dienstleistern“, sagt er. Zum Beispiel behebt er auch schon mal das eine oder andere Software-Problem bei den digitalen Projektoren. Zudem pflegt er Werbespots und Trailer (Filmvorschauen) in den Server ein, die dann automatisch vor den Hauptfilmen gezeigt werden.
Ganz hat das Capitol die alte Technik übrigens nicht verbannt. Die fünf noch vorhandenen analogen Projektoren werden vor allem zum Filmkunstfest eingesetzt. Und das nicht immer pannenfrei. Einmal sei er zusammen mit zwei Kollegen im Vorführraum mächtig ins Schwitzen gekommen, weil ein Film geschätzte 20 Mal gerissen sei und ebenso wieder geklebt werden musste, sagt Wartenberg. Immerhin habe es anschließend Lob vom Geschäftsführer für das gute Krisenmanagement gegeben.
Wenn er es sich selbst mal im Kinosessel gemütlich macht, dann schaut er sich am liebsten Fantasy-Filme, Comic-Verfilmungen und Thriller an. „Oder auch mal gemeinsam mit meiner Freundin eine Schnulze“, gibt er zu, „so richtig schön mit Happy End.“ Diese Momente genießt er dann ganz besonders, denn so oft sieht er die Dame seines Herzens ja nicht; die wohnt nämlich in Dortmund. Für die Fahrten zu ihr geht ein großer Teil seiner Wochenend-Freizeit drauf.
Aber sobald Hagen Wartenberg mal ein Stündchen für sich hat, dann bastelt er, der Fachinformatiker und Techniker, gern an Computern herum. S. Krieg