12.09.2025

Aktuelles

„Freundschaft war ihm wichtig“

Zum Tod von Michael Timm: Trainerkollege Karsten Röwer erinnert sich
Michael Timm und Schützling Ornella Wahner, die 2018 Weltmeisterin wurde, bei einem Empfang im Stadthaus
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„Seine Führhand war so eklig“, erinnert sich Karsten Röwer an seinen Trainerkollegen Michael Timm und seine Stimme wird leiser, er macht eine kleine Pause. „Er war ein Kämpfer vor dem Herrn, ich war so froh, dass ich damals auf der Sportschule nur ganz selten gegen ihn antreten musste, denn im Wettkampf hatte ich einfach keine Chance gegen ihn.“ Michael Timm ist Anfang September im Alter von nur 62 Jahren gestorben. 

1976 war er als 14-Jähriger zur Kinder- und Jugendsportschule nach Schwerin gekommen und hatte fortan Boxgeschichte geschrieben: Mehrfacher DDR-Meister, Spartakiade-Sieger, 1984 Dritter bei dem Olympia-Gegenturnier in Havanna, 1985 Europameister in Budapest und Dritter beim Weltcup in Südkorea. 

Es war im Jahr 1977, da trafen die beiden Schweriner Box-Enthusiasten Michael Timm und Karsten Röwer erstmals aufeinandertrafen. „Ich bin damals auf der Sportschule in seine Klasse gekommen, er hatte da noch den Spitznamen ,Kugelrund‘, weil er etwas kräftiger war“, schmunzelt Röwer bei dem Gedanken an die gemeinsame Schulzeit: „Mathe mochte er nicht so sehr, da hat er mich immer aufgefordert, doch etwas ordentlicher zu schreiben, damit man besser abschreiben konnte.“

Auch in der Freizeit war Michael Timm furchtlos. Als großer Moto-Cross-Fan hat er das eine oder andere Mal die Lankower Berge unsicher gemacht. „Ich bin einmal auf seinem S50 mitgefahren, ich hatte nie wieder solche Angst. Aber er konnte das!“
Wie das Boxen. „Michael Timm war kein Naturtalent aber er war immer absolut fleißig. Er hat das Boxen geliebt und gelebt“, beschreibt Karsten Röwer den Erfolgsfaktor „Timm“.  Boxen sei eben eine Individualsportart, wer da nicht bereit ist zu investieren, habe keine Chance. So war Michael Timm sich nie zu schade, jeden Tag mit seinen Athleten 30 oder 40 Runden im Ring zu stehen. 

Und trotz aller hohen Anforderungen, die „Timmi“ stets an seine Athleten gestellt hat, habe er immer ein ganz besonderes Verhältnis zu seinen Sportlern gehabt. „Selbst wenn mal einer morgens verschlafen hat, holte er ihn persönlich aus dem Bett und hat sich mit ihm zusammen an den Frühstückstisch gesetzt“, so Röwer. „Denn die Freundschaft zu seinen Sportlern – die war ihm immer wichtig.“