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Der vergessene Bildhauer
Der Bildhauer August-Martin Hoffmann (1924-1985) war kein Boxer, aber ein Schwergewicht seiner Profession. Seine Plastiken wie z. B. „Junge mit Taube“ oder die „Ruhende“ vor der Schelfkirche gehören zu den stillen Wegbegleitern im Großteil des Schweriner Stadtgebietes. Kaum ein anderer regionaler Künstler hat im 20. Jahrhundert ein so umfangreiches und großes Werk im öffentlichen Raum Schwerins geschaffen wie er. Und doch ist bisher nur wenig über den Künstler und die Geschichte seiner Werke bekannt.
Gegenwärtig wird im Schleswig-Holstein-Haus ein Teil seines künstlerischen Nachlasses präsentiert. Zu sehen sind u. a. auch die Entwürfe und Modelle der nie realisierten Plastik „Wurzeln.Wachsen.Blühen.“, die von den Zeitgenossen als „Tulpe“ bezeichnet wurde. Zwar hatte die Skulptur den Wettbewerb zur Schaffung einer ersten Monumentalplastik im Neubaugebiet Schwerin-Lankow nicht gewonnen, dennoch bestimmte die Jury die Realisierung dieses Kunstwerkes. Wenig später geriet die Skulptur zum Diskussionsgegenstand der politisch Verantwortlichen im Jahr 1970. Vergeblich versuchte Hoffmann in den folgenden fünfzehn Jahren sein Werk in Schwerin zu platzieren. Erstmals sind nun die originalen Entwurfszeichnungen und Modelle zu sehen. Die unterschiedlichen Facetten seines Werks sind zugleich eine Projektionsfläche, auf der sich die regionale Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt zwischen 1967 und 1985 widerspiegelt.
Den unbekannten Hintergründen der populären Schweriner Kunstwerke widmet sich die Sonderausstellung der Stadtgeschichtlichen Sammlung Schwerin noch bis zum 12.2.2023 im Schleswig-Holstein-Haus, jeweils dienstags-sonntags von 11-18 Uhr.
Dr. Jakob Schwichtenberg