20.10.2017

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Der Mann mit dem Multicar

Maik Eisenmenger fährt Schüttgut von A nach B, hört AC/DC, angelt gern und mag Fußball
Maik Eisenmenger auf der Ladefläche seines königsblauen Kleinlasters Foto: S. Krieg
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Turbodiesel, 145 PS, 2,3 Tonnen Zuladung – das sind die wichtigsten Daten zu Maik Eisenmengers königsblauem Arbeitsplatz, einem zehn Jahre alten Multicar, der ihm schon seit fünf Jahren gute Dienste leistet – nur echt mit dem Logo der Band AC/DC zwischen den Frontscheinwerfern.
Vor allem Schüttgut fahre er mit seinem Kleinlaster durch die Gegend, sagt er, Kies, Mutterboden, Schutt – solche Sachen –, aber auch Baumaterialien. Seine Kunden als Kleintransport-Unternehmer sind in erster Linie Schrebergärtner. Aber auch manche Häuslebauer und sogar vielerlei gewerbliche Kunden nehmen gern Eisenmengers Hol- und Bringdienste in Anspruch.

Mit Bauen kennt sich der 53-Jährige gut aus. Nach der Schule lernte er beim VE Stadtbaubetrieb Maurer und arbeitete dann vor allem in der Altbausanierung. Das war zu DDR-Zeiten, wo es chronisch an Bau­ma­terialien mangelte, nicht immer einfach. „Wir mussten oft improvisieren“, sagt er. „Aber wenn mal Zement da war, wurde auch viel genommen“, fügt er schmunzelnd hinzu.
Nach 18 Jahren auf dem Bau ging es dann nicht mehr: Sein linker Ellenbogen bereitete ihm mehr und mehr Probleme (eine Altlast nach einem Fahrradunfall in Kindertagen), außerdem machten ihm seine Bandscheiben zu schaffen.

So war er dann 1998 zum ersten Mal in seinem Leben auf Arbeitssuche. Schließlich gelang es ihm, eine Umschulung zu ergattern: Er lernte zwei Jahre lang Großhandelskaufmann. Den praktischen Teil absolvierte er in dieser Zeit bei einem Baustoff-Fachhandel mit angeschlossenem Baumarkt in Brüsewitz. Prompt fand er dort nach seiner Neuausbildung auch einen Job. Der allerdings war lediglich auf ein Jahr befris­tet; der nächste Arbeitsvertrag bei einem anderen Baumarkt lief sogar nur zehn Monate. „Da saß ich dann also mal wieder im Winter zu Hause. Ich dachte mir, das kann so nicht weitergehen, es muss was passieren“, erinnert er sich. Und es passierte was: Für ihn zum genau richtigen Zeitpunkt brachte die Bundesregierung die sogenannten Ich-AGs auf den Weg.

Er nutzte die Chance und machte sich als „Hausmeister auf Rädern“ beruflich selbstständig. Dafür schaffte Eisenmenger sich seinen ersten Multicar an, einen der letzten aus Vorwende-Produktion. „Es hat sich über die Jahre so entwickelt, dass ich nur noch Transporte gemacht habe“, sagt er. „Ich habe mein Gewerbe dann auch entsprechend umgemeldet.“

Inzwischen gehört sein Multicar schon fast zum Schweriner Stadtbild. Auch wenn er mit dem Kleinlaster nicht auf dem „Highway To Hell“ tuckert: AC/DC, von denen dieser Klassiker stammt, hört er verdammt gern. Vor zwei Jahren besuchte er in Hannover sogar ein Konzert seiner Lieblingsband. Ansonsten mag es der Vater zweier erwachsener Söhne in der Freizeit eher ruhig: Sein Hobby ist Angeln. Meist fährt er mit seinem kleinen Paddelboot raus auf den Neumühler See, hat aber auch schon Kutterfahrten auf der Ostsee unternommen.

Früher kickte Maik Eisenmenger mal bei Traktor Neumühle; nachdem er zur Armee eingezogen wurde (dort war er Militärkraftfahrer), hörte er auf mit dem Fußballspielen. Seinem Verein ist der eins­tige Linksverteidiger allerdings treu geblieben, denn so oft es geht, schaut er sich die Heimspiele des Neumühler SV an. S. Krieg